18 JULI 2021 21. Dezember 2021 Kein Zutritt mit dem Rollstuhl Schaffhausen. Um zu veranschaulichen, wie schwierig es ist, mit dem Rollstuhl durch die Schaffhauser Altstadt zu fahren, hat der «Bock» einen Selbstversuch gewagt. Zusammen mit Heidi Surbeck vom Rollstuhlclub machte sich unser Redaktor im Juni auf zu einer Rundfahrt durch die Stadt. Das Fazit war ernüchternd: Rund 70 Prozent aller Geschäfte waren für die beiden wegen Stufen, Treppen oder zu hohen Schwellen nicht erreichbar. Erfreulich hingegen waren die Reaktionen vieler hilfsbereiter Passantinnen und Passanten. Auch wenn sich für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer in den letzten 30 Jahren vieles verbesserte, gebe es noch immer viele Probleme, sagte Heidi Surbeck: «Andere Länder sind deutlich weiter als wir.» Beispielsweise war eine Baustellenabsperrung beim Selbstversuch so aufgestellt, dass Fussgängerinnen und Fussgänger zwar noch durch die schmale Lücke durchkamen, Personen mit dem Rollstuhl aber keine Chance hatten. «Solche Situationen gibt es täglich», sagte Heidi Surbeck. Insgesamt habe sich die Situation in den letzten Jahrzehnten für Rollstuhlfahrende stetig verbessert, konstatierte sie. Es sei aber noch ein weiter Weg, bis in der Schweiz weitere wichtige Fortschritte erzielt seien. (yk. / sz.) In die meisten Geschäfte der Stadt Schaffhausen kommt sie ohne Hilfe nicht rein. Selbständigkeit ist ihr wichtig. Heidi Surbeck in der Schaffhauser Altstadt. Bild: Yves Keller Gabriel Gmür gehört zu den Gründervätern der allseits bekannten Gelateria El Bertin. Auch heute ist er noch in der Produktionsstätte anzutreffen. Bild: Nathalie Homberger Ein Laden, der Kult ist Schaffhausen. Vor 25 Jahren entschieden sich Linda und Daniela Bertin, Barbara Rusterholz sowie Gabriel Gmür zusammen ein Geschäft in Schaffhausen zu eröffnen. Von der anfänglichen Unerfahrenheit, was das Produzieren von Glace betrifft, entwickelte sich ihr Unternehmen zu dem Treffpunkt für Glaceliebhaberinnen und -liebhaber in der Stadt Schaffhausen. Der Kultladen El Bertin zaubert den grossen wie den kleinen Gästen auch heute noch immer ein Lächeln ins Gesicht. So, dass sogar die hartgesottenen Fans bereits im März mit Handschuhen und Kappe im Schneetreiben anstehen, um die erste Eiskugel der Saison zu ergattern. Heute arbeiten rund 20 Teilzeitangestellte bei El Bertin und die operative Leitung liegt in den Händen von Gabriel Gmür und Reto Crola. Und wieso ist El Bertin so erfolgreich? Vielleicht ist es wegen der Tatsache, dass es vor 25 Jahren in Schaffhausen noch keine Gelateria gab, die selbstproduzierte Glace verkaufte. Vielleicht die Verwendung von frischen und hochwertigen Zutaten. Vielleicht einfach der grosse Aufwand, der dahintersteckt. Aber wie hätte die Antwort von Gabriel Gmür auch anders ausfallen können: «Das Rezept bleibt natürlich ein Geheimnis!» (nh.) «Es leben auch hier arme Leute» Schaffhausen. Armut ist in Schaffhausen kaum sichtbar – aber es gibt sie. Auch in Schaffhausen leben Menschen mit einem sehr geringen Einkommen. Bei extremen Fällen hilft die Hülfsgesellschaft Schaffhausen. Im Juli berichtete der «Bock» über den Verein und darüber, wie dieser hilfsbedürftige Menschen unterstützt. Die Hülfsgesellschaft Schaffhausen wurde 1816, im «Jahr ohne Sommer», das von Hungersnöten geprägt war, gegründet. Um der Katastrophe entgegenzuwirken, schenkte die Hülfsgesellschaft in Schaffhausen innerhalb von zehn Monaten fast 100 000 Portionen Suppe aus. Auch heute noch hilft der Verein den Ärmsten im Kanton Schaffhausen. Neben der Unterstützung der Gassenküche greift die Hülfsgesellschaft immer wieder bei Einzelschicksalen unter die Arme. «Es ist uns wichtig, dass das Geld so verteilt wird, dass es wirklich die Ärmsten erhalten. Deshalb können bei uns nur offizielle Ämter einen Antrag für diese Personen stellen. Wir kontrollieren dann diese Anträge detailliert, um sicherzugehen, dass die Hilfe auch wirklich benötigt wird», erklärte das Vorstandsmitglied Alexander Blunschi gegenüber dem «Bock». «Wir wollen die Arbeit der Hülfsgesellschaft wieder etwas mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen.» (yk. / sz.) Der Vorstand der Hülfsgesellschaft Schaffhausen berichtete vergangenen Juli über die aktuelle Lage. Bild: zVg.
21. Dezember 2021 POLITISCHES 2021 19 Der Obstbauer und Politiker Ramsen. Seine grossen Leidenschaften sind der Obstbau und die Politik. Der Ramsener Gemeindepräsident Josef Würms-Wanner blickt gerne über das Politgeschehen seines Dorfes hinaus. Dieses Jahr präsidierte er den Schaffhauser Kantonsrat. Im Interview mit dem «Bock» sprach er Anfang Jahr über die Ehre des Amtes als höchster Schaffhauser. Im Vordergrund stand für ihn während der letzten Monate die Leitung der Ratssitzungen. «Anstatt Vorstösse einzureichen und meine Meinung zu äussern, musste ich die Sitzungen mit der notwendigen Ruhe führen», so der Kantonsrat, der nach der gescheiterten Wiederwahl von Philippe Brühlmann von der SVP für das Präsidium vorgeschlagen wurde. Seit er 18 Jahre alt ist, befasst sich Josef Würms-Wanner mit Politik, zum Gemeindepräsident wurde er 2017 gewählt. Ausserdem ist Josef Würms-Wanner eidgenössisch diplomierter Obstbauer. Neben der Auslieferung von Äpfeln, Zwetschgen und vielem mehr, ist die Familie zweimal wöchentlich am Wochenmarkt anzutreffen. «Dienstag- und Samstagmorgen sind seit eh und je meine politfreien Zeiten», so Josef Würms-Wanner. Die Vereinbarkeit von Politik und dem Betrieb seien für ihn seit jeher sehr wichtig. (lg.) Josef Würms-Wanner (SVP) präsidierte dieses Jahr den Schaffhauser Kantonsrat. Der 63-Jährige ist in Ramsen geboren und aufgewachsen. Bild: Lara Gansser Seit 2021 regiert der Schaffhauser Regierungsrat in neuer Zusammensetzung (v. l.): Patrick Strasser (SP, neu), Dino Tamagni (SVP, neu), Cornelia Stamm Hurter (SVP, bisher), Martin Kessler (FDP, bisher) und Walter Vogelsanger (SP, bisher).Archivbild: Nathalie Homberger Die Ziele des Regierungsrats Kanton Schaffhausen. Nicht nur die Bewältigung der Corona-Pandemie wird den Kanton in den kommenden vier Jahren beschäftigen: Der Regierungsrat legte Anfang März das 36-seitige Legislaturprogramm vor. Darin sind die politischen Leitlinien sowie die Ziele für die neue Amtsperiode dargelegt. Der Kanton soll fortan als prosperierender Lebens- und Wirtschaftsstandort gestärkt werden, unter anderem durch die Stärkung des Bildungsangebots sowie der Senkung der Steuerbelastung natürlicher Personen. Weiter sollen durch einen massvollen Ausbau der Wasserkraftnutzung am Rheinfall sowie der Investition in grössere Solarstromkraftwerke die Ziele der Energieund Klimastrategie erreicht werden. Die Weiterentwicklung der Demografiestrategie zielt darauf ab, die Attraktivität Schaffhausens für Fachkräfte und junge Familien zu erhöhen. Im Bereich Demografie wird die Unterstützung differenzierter Wohnformen für mehr Lebensqualität im Alter angestrebt. Zuletzt soll eine neue Strategie erarbeitet werden, um die Digitalisierung der kantonalen Verwaltung voranzutreiben. Die Finanzlage des Kantons ist mit Reserven über 175 Millionen Franken solide und die gesetzten Ziele wurden vom neu zusammengesetzten Regierungsrat voller Elan angegangen. (lg.) Hohe Ziele präsentiert Schaffhausen. Eine grosse Anzahl an Projekten hat der Schaffhauser Stadtrat für die Legislaturperiode 2021- 2024 definiert und im Mai den Medien vorgestellt. Der Stadtrat betonte, er sei kein Gremium, das unverbindlich bleibe, das Angst vor Risiken habe, das möglichst wenig anfasse. Er sei ein Gremium, das hohe Ziele und viele Projekte habe und in die Zukunft investiere. Der erste Legislaturschwerpunkt beinhaltet die Umsetzung des Smart City Programms und das Vorantreiben der Digitalisierung in der Verwaltung. Der zweite Punkt betrifft die Investition in Räume für kulturelle Angebote, die Schul- und Sportinfrastruktur sowie die Entwicklung von Schlüsselarealen. Der dritte Schwerpunkt umfasst eine lebendige und familienfreundliche Stadt. Dabei würden für den Stadtrat die Bewohnerinnen und Bewohner und ihr Lebensumfeld im Zentrum stehen. Der vierte Legislaturschwerpunkt beinhaltet die nachhaltige Umwelt- und Energiepolitik. Erneuerbare Energien und die E-Mobilität werden hier grossgeschrieben. Der letzte Schwerpunkt umfasst das Sicherstellen einer leistungsfähigen öffentlichen Hand. Dafür sollen eine moderne Verwaltungsinfrastruktur und eine professionelle Verwaltungsführung sichergestellt werden. (nh.) Der Schaffhauser Stadtrat: Finanzreferent Daniel Preisig, Sozial- und Sicherheitsreferentin Christine Thommen, Stadtpräsident Peter Neukomm, Bildungsreferent Raphaël Rohner und Baureferentin Katrin Bernath (v. l.). Bild: Nathalie Homberger
Laden...
Laden...
Laden...