18 POLITISCHES 2022 20. Dezember 2022 Politik ist da, um zu gestalten Schaffhausen. Zwischen Schulhaus, Studium und Kantonsratssaal: Stefan Lacher (SP) präsidierte mit nur 29 Jahren im Jahr 2022 den Schaffhauser Kantonsrat. Das Interesse für die Politik entfachte bei dem Schaffhauser in seiner Kantizeit. «Es reizte mich, einer Jungpartei beizutreten, um selbst mitzudenken und mitentscheiden zu können», erinnert er sich. Damals wurde in Schaffhausen stark über die nationale Abstimmung «1:12 – Für gerechte Löhne» diskutiert. «Es war für mich nie fair, dass manche Leute so viel mehr Geld bekommen als andere. Gerechtigkeit und eine faire Verteilung des Wohlstands sind für mich immer das oberste Ziel.» So trat Stefan Lacher der JUSO bei, für die er 2018 für Seraina Fürer in den Kantonsrat nachrückte. Mittlerweile politisiert der Schaffhauser für die SP. Neben seinem Nachdiplomstudium zum Kantilehrer unterrichtet der studierte Biologe aktuell eine Realklasse im Schulhaus Gega. Dass er als Lehrer jeden Tag vor Menschen steht, habe ihm sicher auch für die Leitung der Kantonsratssitzungen geholfen. «Ich bin es mir quasi gewohnt, in einem Raum voller fordernder Personen zu stehen.» Trotzdem habe er im Rat von Beginn an nie den Schulmeister spielen wollen. (lg.) «Das Amt strahlt Autorität aus», so Stefan Lacher über das Amt des Kantonsratspräsidenten, das er dieses Jahr ausübte. Bild: lg. Susan Müller, Gemeindeschreiberin von Buchberg, trat Mitte dieses Jahres in den Ruhestand. Bild: dl. Im Einsatz für Gemeinde und Volk Buchberg. Schon früh kristallisierte sich für Susan Müller heraus, dass sie sich für die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung interessiert. So führte sie ihre berufliche Karriere von kantonalen Fachstellen über das Studium zur Betriebsökonomin bis zuletzt zur Gemeinde in Buchberg, in der sie seit Dezember 2017 Gemeindeschreiberin war. Nach vierzigjähriger Gemeindetätigkeit entschied sich die Neunkircherin, Mitte dieses Jahres in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. «Ich würde es nochmals gleich machen», erklärte Susan Müller im Interview im April. Zufrieden und dankbar schaue sie auf ihr Berufsleben zurück. Ihr gefiel der Kontakt mit der Bevölkerung, aber auch das Zusammenspiel in verschiedenen Rollen mit dem Gemeinderat und dem Gemeindepräsidenten. Interessant sei auch die Arbeit als Schnittstelle zum Kanton, wo es häufig darum gehe, kantonale Vorgaben in der Gemeinde umzusetzen. Susan Müller legte zudem besonderen Wert auf eine sorgfältige Auf- und Vorbereitung ihrer Tätigkeiten, was gerade in einer kleinen Gemeinde mit Milizbehörden ein Muss sei. Nach ihrer Pensionierung will die Gemeindeschreiberin sich vermehrt ihren bisher etwas vernachlässigten Hobbies, ihrem Partner und dem eigenen Haus und Garten in Neunkirch widmen. (dl. / nh.) Rentenalter 65 für alle Schaffhausen. Mit der zweiten und dritten Abstimmungsvorlage wurde am 25. September schweizweit über die Stabilisierung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) abgestimmt. 25 Jahre lang scheiterten alle Versuche, die AHV zu reformieren. Das Schweizer Parlament war der Ansicht, dass die AHV dringend auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen ist. Das einheitliche Rentenalter von 65 Jahren und die Erhöhung der Mehrwertsteuer sollen die Renten der AHV sichern. Gegen diese Änderungen wurde das Referendum ergriffen. Mit der Erhöhung des Rentenalters bei Frauen auf 65 Jahre und abzüglich der damit verbundenen Ausgleichsmassnahmen sollen in den kommenden zehn Jahren 4,9 Milliarden Franken in die AHV einfliessen. Mehreinnahmen von schätzungsweise 12,4 Milliarden Franken sollen in der gleichen Zeitspanne durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer-Sätze der AHV zugutekommen. Beide Vorlagen wurden von der Schweizer Stimmbevölkerung angenommen. Im Kanton Schaffhausen kam es bei der «AHV 21»-Vorlage zu einer hauchdünnen Nein-Mehrheit. Das Resultat fiel mit 17 336 Ja-Stimmen zu 17 353 Nein-Stimmen äusserst knapp aus.(am. / gco.) Im September wurde unter anderem über das einheitliche Rentenalter von 65 Jahren und die Erhöhung der Mehrwertsteuer abgestimmt. Symbolbild: pexels.com
20. Dezember 2022 JULI 2022 19 Zwischen Zopffrisur und Lenkrad Feuerthalen. Bereits während der Lehre half Sabrina Scherrer aus Feuerthalen immer wieder in der Fahrschule ihrer Eltern aus und unterstützte sie im Bereich der Büroarbeiten. «Ich übernahm mit der Zeit immer mehr Aufgaben und Verantwortung. So, dass ich schlussendlich selbst die Ausbildung zur Fahrlehrerin machte und 2019 die Fahrschule von meinem Vater übernommen habe», erklärt die 24-jährige Sabrina Scherrer. Geschäftsführerin einer Firma zu sein, dies ist für Sabrina Scherrer seit drei Jahren nun ihr Berufsalltag. Auf die Frage, ob sie anfangs etwas Respekt vor dieser Verantwortung hatte, erklärt sie: «Als ich im Jahr 2019 die Leitung übernommen habe, war ich anfangs schon etwas kritisch, da ich einerseits wusste, dass die Fahrschule meiner Eltern gut lief und ich dies auch weiterhin so fortführen wollte. Andererseits habe ich immer sehr viel Unterstützung von meiner Familie erhalten und somit das Wissen von meinen Eltern weiterführen und optimieren können.» Als Hobby sowie auch als zweites Standbein rief Sabrina Scherrer zudem zusammen mit ihrer Mutter die Idee des sogenannten Zopfkafis ins Leben. So hielt in ihrem Alltag auch die Kreativität Einzug. (sz. / nh.) Sabrina Scherrer schätzt die Flexibilität sowie auch den Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern in ihrem Berufsalltag als Fahrlehrerin. Bild: sz. Basir Azimi schloss mit 25 Jahren die Lehre als Boden-/Parkettleger EFZ ab. Sein Werdegang war steinig, mit viel Disziplin aber nicht unüberwindbar. Bild: nh. Mit Fleiss und Engagement Neuhausen. Mit 18 Jahren aus Afghanistan geflüchtet und seine Familie zurückgelassen, weil sein Leben in Gefahr war. Die Flucht führte über Pakistan, den Iran und die Türkei nach Griechenland und zum Schluss in die Schweiz. Eine unglaubliche Geschichte, welche der in der Schweiz vorläufig aufgenommene Flüchtling Basir Azimi zu erzählen hat. Sieben Jahre später hat er diesen Sommer bei der René Bührer AG in Neuhausen die Lehre zum Boden-/Parkettleger EFZ mit einem Notendurchschnitt von 4,9 abgeschlossen. Der bisherige Weg von Basir Azimi war mehr als nur steinig. Ohne grossen schulischen Hintergrund besuchte er in Schaffhausen den Integrationskurs (IGK) am BBZ und machte grosse Fortschritte. Nach mehreren Schnupperlehren setzte er sich das Ziel, eine Lehrstelle zu finden. «Ich habe dann auch viele Bewerbungen geschrieben. Für uns Flüchtlinge ist es schwierig, eine Stelle zu finden», so der Afghane. Eine Chance erhielt er nach wenigen Rückschlägen bei der René Bührer AG. Der 25-Jährige legte danach unglaubliches Engagement, viel Fleiss und einen starken Willen an den Tag. «Er ist heute ein wichtiges Zahnrad bei uns in der Firma», erklärt Geschäftsführer Thomas Bührer. (nh.) Arztpraxen: fehlende Nachfolge Schaffhausen. Im Kanton Schaffhausen mangelt es an Hausärztinnen und Hausärzten. Die Nachfolge zu regeln scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein. Von den aktuell 70 Hausärztinnen und Hausärzten im Kanton Schaffhausen haben zwölf das Pensionsalter überschritten und 25 sind über 60-jährig. Lediglich zwölf praktizierende Doktorinnen und Doktoren sind unter 45 Jahre. Claus Platten ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe und Präsident der Kantonalen Ärztegesellschaft Schaffhausen. Im Gespräch zählt der Facharzt verschiedene denkbare Gründe auf, weshalb diese Nachfolgeregelung so herausfordernd sein könnte: «Viele Ärztinnen und Ärzte ziehen ein Angestelltenverhältnis der eigenen Praxis vor. Das tiefere Einkommen sowie die fehlenden betriebswirtschaftlichen Kenntnisse sind weitere Aspekte, die abschreckend wirken können.» Die angehende Ärzteschaft trete zudem während des obligatorischen Wahlstudienjahres die Praktika nahezu ausschliesslich in Spitälern an. Viele Studierende würden also die Arbeit in einer eigenen Praxis nicht kennenlernen. Das Gesundheitsamt soll die Bedarfsplanung der zukünftigen ärztlichen Versorgung zusammen mit der Schaffhauser Ärzteschaft bald in Angriff nehmen.(gco.) Die Nachfolgeregelung ist schwierig, denn immer weniger Ärztinnen und Ärzte möchten die Verantwortung für eine eigene Praxis übernehmen. Symbolbild: pexels.com
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