2 Hintergrund Bock | Dienstag, 14. März 2023 Arbeiten, wo niemand freiwillig ist Seit 1999 sorgt Martin Metzger im Gefängnis in Schaffhausen für Recht und Ordnung. In seiner langen Arbeitstätigkeit als Aufseher durchlebte er so manch eine Veränderung. Den Reiz verlor der Job für ihn aber nie. GESELLSCHAFT SCHAFFHAUSEN Adina Martinelli Schon vor dem Betreten der Institution an der Beckenstube 5 merken Besucher und Besucherinnen: Hier ist etwas anders. Schreitet jemand durch das Eingangstor der Anlage wird dies sogleich von Kameras erfasst. Erreicht man die effektive Eingangstür und betätigt die sich dort befindende Klingel, muss einige Minuten gewartet werden, bis plötzlich mehrere Schlösser klicken und Einlass gewährt wird. Die Rede ist vom Gefängnis in Schaffhausen. Unverhofft kommt oft Insgesamt verfügt das Gefängnis in Schaffhausen über 38 unterschiedliche Zellen mit 46 Schlafplätzen. Am Besuchstag des «Bocks» waren 32 davon besetzt. Das Gefängnis in Schaffhausen verfügt über insgesamt 46 Schlafplätze verteilt auf 38 unterschiedliche Zellen. Bild: Adina Martinelli Betreut werden die dort inhaftierten Personen wiederum von 19 Aufseherinnen und Aufsehern. Einer davon ist Martin Metzger. Zu seiner heutigen Berufung ist er per Zufall gestossen. Aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit in einer Firma für Eintritts- und Kassensysteme stattete er zur Überprüfung eines Gerätes einer Strafanstalt einen Besuch ab. «In der Zeit, die ich dort verbrachte, merkte ich, dass dieser Job mir wohl auch Spass machen würde», erzählt der Aufseher im Interview. Nun arbeitet er seit 24 Jahren hinter Gittern. Damit einher ging seine Ausbildung als Fachmann Justizvollzug. Diese absolvierte er am Schweizerischen Kompetenzzentrum für Justizvollzug in Freiburg. Der einzige Ort in der Schweiz, an dem eine solche Berufsbildung möglich ist. Zum Erhalt des Eidgenössischen Fachausweises muss heutzutage eine 15-wöchige Generalistenausbildung berufsbegleitend innert zwei Jahren absolviert werden. Strikter Tagesablauf Tagwacht im Gefängnis Schaffhausen ist um 6.15 Uhr. Der Nachtdienst verteilt um diese Zeit das Frühstück an alle Insassen. Um 7 Uhr übernimmt der Tagdienst und sammelt dieses wieder ein. Im gleichen Zug wird allfällige Briefpost ausgehändigt und sich nach dem Wohlbefinden jedes oder jeder Einzelnen erkundigt. Der nächste Fixpunkt im Tagesablauf ist das Servieren des Mittagessens um 11.30 Uhr. Bis dahin variiert der Tagesablauf für die einzelnen Häftlinge stark. Einige beanspruchen ihr Recht auf einen einstündigen Hofgang, gehen arbeiten, konsultieren Seelsorger oder verbringen Zeit mit anderen Inhaftierten in einem der Gemeinschaftsräume. Das gleiche gilt für den Nachmittag, bis um 16.30 Uhr das Abendessen verteilt wird. Kurz danach, um 17.15 Uhr, endet der Einsatz des Tagdienstes. Darüber hinaus übernimmt ein Aufsehender den Bürodienst und bedient die Telefonzentrale von 7 bis 17.45 Uhr. Dazu kommen zwei verschiedene kürzere Mittagsdienste sowie ein Spätdienst, welcher um 10.15 Uhr startet und bis 19.15 Uhr dauert. Der Nachtdienst beginnt jeweils um 19 Uhr. Jede Schicht bringt ihre eigenen spezifischen Arbeitstätigkeiten mit sich. Prinzipiell hat der Beruf des Aufsehers und der Aufseherin sehr viel mit Planung und Koordination zu tun. So muss aus Sicherheitsgründen jedes Verlassen einer Zelle zeitlich abgestimmt und beaufsichtigt sein, Gruppenaktivitäten nach Alter und Geschlecht aufgeteilt oder auch Duschpläne ausgearbeitet werden. Der Arbeitsalltag von Martin Metzger und seinem Team hat viel mit Planung und Koordination zu tun. Bild: Adina Martinelli Klare Berufsvoraussetzung «Man muss Menschen mögen», lautet der Vier-M-Grundsatz von Martin Metzger. Ansonsten sei ein Arbeiten im Gefängnis unmöglich. «Unsere Häftlinge müssen sich auf uns verlassen können.» Die meisten Insassen sind für 23 Stunden pro Tag eingesperrt. Die Aufseherinnen und Aufseher sind somit die einzige Anlaufstelle für die inhaftierten Personen in Bezug auf ihre Bedürfnisse und Probleme. Damit kein Anliegen in Vergessenheit gerät, führt Martin Metzger über sämtliche Gespräche Notiz. «Wir haben es oft mit schwierigen Personen zu tun, die sich nicht freiwillig hier befinden», so der 60-Jährige. «Um so wichtiger ist es, dass wir als Gefängnismitarbeitende unserer Betreuungspflicht nachkommen», führt er weiter aus. «Keine Person soll das Gefängnis in einem schlechteren Zustand verlassen als bei ihrem Eintritt.» Herausforderungen über die Jahre Der Vollzug befinde sich in einem stetigen Wandel. Martin Metzger startete seine Karriere im Gefängnis Ende der 1990er-Jahre. Dementsprechend häufig betreute er zu Beginn Inhaftierungen aufgrund von Drogendelikten. «Inzwischen ist die grösste Herausforderung die Verständigung mit den Häftlingen», erklärt Martin Metzger. Die stetig wachsende Zuwanderung in der Schweiz mache sich auch im Gefängnis bemerkbar. Das Gefängnispersonal könne nicht mehr alle dort anzutreffenden Sprachen abdecken. Die Lösung für dieses Problem seien Bilder. Spricht eine inhaftierte Person keine «gängige Sprache» und muss zum Zahnarzt, kann sie dies mit Hilfe eines visuell gestalteten Anmeldeformulars kommunizieren. Eine weitere grosse Neuerung im Alltag von Martin Metzger und seinen Arbeitskollegen ereignete sich 2007. In diesem Jahr trat die allererste Frau im Gefängnis Schaffhausen ihren Dienst als Aufseherin an. «Weibliche Aufseherinnen sind wichtig», sagt Martin Metzger. «Der Vollzug wurde dadurch besser.» Mittlerweile besteht das 19-köpfige Team aus rund einem Drittel Frauen. Martin Metzger bleibt gespannt, welche weiteren Veränderungen und Herausforderungen die Zukunft im Gefängnis für ihn bereithält. Der Kanton Schaffhausen hat entschieden Die Stimmbevölkerung des Kantons Schaffhausen legte am vergangenen Sonntag, 12. März, zweimal ein «Ja» in die Urne. ABSTIMMUNGEN KANTON SCHAFFHAUSEN Nathalie Homberger Am vergangenen Sonntag, 12. März, wurden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des Kantons Schaffhausen an die Urne gebeten. Auf kantonaler Ebene standen die Teilrevision des Schulgesetzes sowie das Gesetz über die Informatik Schaffhausen zur Abstimmung. Die Stimmbeteiligung war für Schaffhauser Verhältnisse bei dieser Abstimmung eher tief – nur 56,9 Prozent der Wahlberechtigten stimmten ab. Teilrevision angenommen Wer zuhause die eigenen Kinder privat unterrichten will, der soll ein Lehrdiplom vorweisen können. Dies war unter anderem Gegenstand der Teilrevision des Schulgesetzes, welche der Schaffhauser Kantonsrat vergangenen Sommer einstimmig annahm. Dagegen hatten einzelne Personen das Referendum ergriffen, weshalb nun die Wahlberechtigten des Kantons Schaffhausen darüber entschieden. 60,1 Prozent der Stimmberechtigten sagten am Sonntag deutlich «Ja» zur Teilrevision. Der Abstimmungskampf im Vorfeld liess ein deutlicheres Resultat erwarten. Es war ein eher kleiner Kreis von Privaten, welcher die Teilrevision bekämpfte. Die einzige Partei, welche im Vorfeld die Nein-Parole ergriff, war die EDU. Nichtsdestotrotz legten fast 40 Prozent der Stimmbevölkerung ein «Nein» in die Urne. KSD wird «Informatik Schaffhausen» Zu diskutieren gab im Abstimmungskampf die Vorlage über das Informatik- Gesetz Schaffhausen. Auch parteiintern waren sich die Politikerinnen und Politiker uneinig. Unter anderem stand die mögliche Überführung der «Kanton und Stadt Schaffhausen Datenverarbeitung» (KSD) in eine kantonale, unselbständige, öffentlich-rechtliche Anstalt des Kantons zur Debatte. In Frage gestellt wurde unter anderem, ob dies die richtige Rechtsform sei. Schlussendlich legten 62,1 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des Kantons ein deutliches «Ja» in die Urne. Genauer gesagt, wird die KSD, die bisher von Stadt und Kanton gemeinsam geführt wurde, in das Alleineigentum des Kantons übergehen. Für den städtischen Anteil von 45 Prozent an der Finanzierung der KSD ist vom Kanton ein Betrag von 2,6 Millionen Franken an die Stadt Schaffhausen zu entrichten. Mit dem Wechsel der Rechtsform geht zudem ein Namenswechsel einher. Zukünftig tritt die KSD unter dem Namen «Informatik Schaffhausen» (ITSH) auf. Neugestaltung Klettgauerstrasse Süd Am Sonntag baten auch zahlreiche Gemeinden an die Urne. So unterbreitete der Neuhauser Gemeinderat den Stimmberechtigten zur Bewilligung einen Kredit von 730 000 Franken für die Etappe 6 der Flankierenden Massnahmen Galgenbucktunnel betreffend die Neugestaltung der Klettgauerstrasse Süd mit Anschluss an die Schaffhauserstrasse. Der Kredit wurde mit 1594 Ja- zu 808 Nein-Stimmen bewilligt. Mit dem Projekt wird an der Klettgauerstrasse Süd die Verkehrsführung für die Fussgängerinnen und Fussgänger sowie Velofahrendenverbessert und der Strassenraum siedlungsorientierter gestaltet. Zentral für die Neugestaltung ist die Neuplatzierung der Bushaltestellen. Am Abstimmungssonntag sagten die Stimmbürgerinnen und -bürger des Kantons Schaffhausen unter anderem «Ja» zum Gesetz über die Informatik Schaffhausen (ITSH-Gesetz). Archivbild: lg. „ Anzeige Ich bringe meine langjährige Erfahrung im Bereich Verkauf, Bewertung und Vermietung gewinnbringend für Immobilieneigentümer ein. Simon Leu Partner I onesta
Bock | Dienstag, 14. März 2023 3 Nachrichten «Es ändert sich einiges» Der Verkehrsknoten Adler-, Bahnhof- und Bachstrasse hat die Kapazitätsgrenzen erreicht. Mit einer Aufwertung und Optimierung soll der Verkehr wieder fliessen. VERKEHR SCHAFFHAUSEN Nathalie Homberger Der Verkehrsknoten Adlerstrasse, Bahnhofstrasse und Bachstrasse hat aus Sicht des Schaffhauser Stadtrates seine Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht. Zudem habe die Adlerstrasse eine starke Trennwirkung. Die Verkehrsflächen würden heute viel Raum einnehmen, der Fussverkehr sei stark eingeschränkt. Deshalb wurde das Projekt «Aufwertung und Optimierung Bereich Adlerunterführung/Schwabentor», welches seit 2018 unter der Federführung von Tiefbau Schaffhausen erarbeitet wurde, zuhanden des Grossen Stadtrates verabschiedet. Es ist Teil des Agglomerationsprogramms der 1. Generation. Verkehrsablauf vereinfachen Die übergeordneten Ziele des Projekts sind vielfältig. Einerseits sollen die Leistungsfähigkeit sowie der Verkehrsablauf am Verkehrsknoten sichergestellt beziehungsweise vereinfacht werden. Eine Optimierung für den Busverkehr (schnellere An- und Wegfahrt vom Bahnhof) sowie eine direktere und sichere Verbindung für den Fuss- und Veloverkehr werden angestrebt. Auch soll eine städtebauliche und ökologische Aufwertung erfolgen. «Zudem ist es wichtig, dass wir die Rahmenbedingungen für eine potenzielle Entwicklung auf dem Brühlmann-Areal festlegen», erklärt Baureferentin Katrin Bernath. Das Areal mit seinen rund 90 Parkplätzen ist ein privates Grundstück. Deshalb gehen dessen mögliche Entwicklung – eine Machbarkeitsstudie sei in Planung – und das Projekt der Stadt nicht miteinander einher. «Aber wir haben sichergestellt, dass es aufeinander abgestimmt ist», so die Baureferentin. Adlerstrasse wird autofrei «Es geht um eine Optimierung», spezifiziert Kantonsingenieur Dino Giuliani. Es sei eine Lösung, die aber alle Anspruchsgruppen sehr gut abdecke. Trotzdem sei So soll die autofreie Adlerstrasse aussehen. es eher ein fuss-, velo- und busorientiertes Projekt. «Es ändert sich einiges», meint Dino Giuliani. Konkreter gesagt besteht die Vorgabe, die Adlerstrasse entlang der Stadtmauer vom Verkehr zu befreien. Mit dem Projekt soll diese Fläche nur noch Velos und Fussgängern zur Verfügung stehen und aufgewertet werden. Die neue Verkehrsführung sehe wie folgt aus: Der Verkehr vom Bahnhof herkommend wird links vom Brühlmann-Areal im Uhrzeigersinn auf die Schlagbaumstrasse um den Parkplatz geführt. Dafür wird der Verkehr von der Bachstrasse herkommend im Gegenuhrzeigersinn um das ganze Cardinalareal geführt. Trotz der Reduktion der Verkehrsflächen führe es zu einer Erhöhung der Verkehrskapazitäten, da die Anzahl der Lichtsignale reduziert wird und die Stauräume verlängert werden, sind sich die Ver- Visualisierung: zVg. antwortlichen sicher. Zudem werden die Busse im gesamten System bevorzugt. Ein Verkehrssimulationsprogramm habe ein stabileres Verkehrssystem bestätigt, meinten die Verantwortlichen. Investitionskredit beantragt Das Projekt ist Teil des Agglomerationsprogramms der 1. Generation. Damit der Bund es mitfinanziert, muss es bis 2028 umgesetzt werden. Die Investitionskosten liegen bei rund 11,9 Millionen Franken (mit einer möglichen Kostenabweichung von 10 Prozent). Dank der Mitfinanzierung von Bund und Kanton im Rahmen des Agglomerationsprogrammes trägt die Stadt rund 30 Prozent der Kosten und beantragt in ihrer Vorlage einen Investitionskredit von rund 3,2 Millionen Franken. Die Inbetriebnahme wäre für 2026/2027 geplant. Bock-Blick Einbruchdiebstahl in Souvenir-Shop. In der Nacht auf Sonntag, 12. März, hat eine unbekannte Täterschaft einen Einbruchdiebstahl in einen Souvenir-Shop am Rheinfallquai in Neuhausen verübt. Unter anderem stahl sie Armbanduhren. Die Schaffhauser Polizei bittet die Bevölkerung, sachdienliche Hinweise unter der Nummer 052 624 24 24 zu melden. Massnahmen verlängert. In Schaffhausen werden vermehrt tote Wildvögel gefunden. In den meisten Fällen konnte das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen werden. Die Massnahmen zur Tilgung des Vogelgrippefalles von Mitte Februar im Zürcher Weinland sind weitgehend abgeschlossen und die Zonen konnten aufgehoben werden, teilt das Schaffhauser Veterinäramt mit. Aufgrund der nach wie vor starken Präsenz des Virus unter den Wildvögeln hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen aber die seit November 2022 in der ganzen Schweiz geltenden Massnahmen bis mindestens Ende April 2023 verlängert. Machbarkeitsstudie veröffentlicht. In Beringen wird bis 2025 ein Rechenzentrum errichtet. Bei der Kühlung der Anlagentechnik fallen grosse Abwärmemengen an. Der Kanton, die Stadt Schaffhausen, die Gemeinde Beringen und der Betreiber des Rechenzentrums sind daran interessiert, dass diese Abwärme genutzt wird, heisst es in einer Mitteilung. Eine Machbarkeitsstudie des Kantons zeige auf, wie die Abwärme genutzt werden kann und welche Anforderungen an künftige Betriebsstätten mit Abwärmemengen gestellt werden können. (shb.) TREFFPUNKT GESUNDHEIT Das offene Bein: Wenn Wunden nicht heilen Dr. med. Oliver Graubitz, Leitender Arzt Gefässchirurgie Marion Fleher Odeh, Pflegefachfrau, Fachspezialistin Wundberatung Donnerstag, 23. März 2023, 19.00 Uhr Meetingpoint, Herrenacker 15, Schaffhausen Eintritt frei, anschliessend Apéro mit Möglichkeit zum Gespräch Übersetzung in Gebärdensprache Informationen & Anmeldung: www.spitaeler-sh.ch/vortrag
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