8 Gesellschaft Bock | Dienstag, 25. April 2023 Sprich den Elefanten im Raum an PRÄVENTIV HANDELN BLAUES KREUZ SCHAFFHAUSEN Nadja Stocker An Familienfeiern schlägt der Onkel schon wieder über die Stränge und muss nach Hause gefahren werden. Er verträgt halt nicht so viel Alkohol wegen seiner Krankheit. Die Grosstante benimmt sich erneut peinlich laut und stört die angeregte und zufriedene Stimmung. Sie hat eben Temperament und kann die Leute unterhalten. Die Mutter und der Vater trinken am Abend zwei drei Gläser Wein, das soll ja gut für die Gesundheit sein und sie schlafen nach einem strengen Tag besser ein. Lieber entsorge ich die leeren Flaschen Bier, bevor diese sich vor der Haustür stapeln und die Nachbarn sie sehen. Oft gelingt es uns, ein Verhalten zu entschuldigen oder mit vermeintlich wohlwollenden und gutgemeinten Sätzen herunterzuspielen. Angehörige von Menschen mit einem Alkoholproblem sind jedoch froh, den Elefanten endlich beim Namen nennen zu können. Sie möchten die Betroffenen gegenüber dritten nicht mehr weiter schützen und wünschen sich, dass der Weg aus der Sucht gelingt. Gleichzeitig merken sie, dass all ihre bisherigen Bemühungen und Hilfestellungen nicht wie erhofft fruchten. Nachhaltige Veränderung bleibt aus. Knapp die Hälfte der Menschen, die sich bei der Fachstelle des Blauen Kreuzes in Schaffhausen melden, sind Angehörige von suchtbetroffenen Menschen. Leider oft erst am Ende ihrer Kräfte suchen Angehörige Unterstützung von Fachpersonen. Studien zufolge hat circa jede:r dritte Schweizer:in mindestens eine Person im Bekanntenkreis, die mit einem Alkoholproblem zu kämpfen hat. (Suchtmonitoring Schweiz 2015). Daher ist die Angehörigenarbeit ein zentraler Bereich in der Suchtarbeit. Hilfreiche und stärkende Ansätze unterstützen den individuellen Beratungsprozess. Verbessern Sie Ihre Lebensqualität und sprechen Sie den Elefanten an! Sie machen Veränderung möglich, indem sie das Tabu brechen. Bei Krankheiten wird meistens ein Arzt aufgesucht. Alkoholsucht ist eine Krankheit. Also: Zögern Sie nicht, eine Fachstelle aufzusuchen und sich als angehörige oder betroffene Person Unterstützung zu holen. 052 624 78 88, nadja.stocker@blaueskreuz.ch BOCK-HEIMAT: Chantal Silberschmidt-Muriset PORTRÄT DER WOCHE SCHAFFHAUSEN Chantal Silberschmidt-Muriset ist 43 Jahre alt und in Schaffhausen geboren. Sie lebt mit ihrem Mann Rico, den beiden Töchtern Maelle und Lanie-Grace und ihren Schmusekatern Rocky und Kelly in Buchthalen. Sie arbeitet als Lehrerin im Schulhaus Emmersberg und ist am liebsten mit Familie und Freunden unterwegs. «Bock»: Wieso leben Sie in Schaffhausen? Silberschmidt-Muriset: Ich bin in Schaffhausen geboren. Meine gesamte Familie lebt hier. Als ich vor 23 Jahren meinen Mann in San Diego kennenlernte, war ich zuerst froh, dass er auch in der Schweiz lebte. Jedoch stellte uns die Tatsache, dass er in Zug wohnte und ich in Schaffhausen, vor eine grosse Herausforderung. Sieben Jahre lang pendelten wir zwischen Zug und Schaffhausen hin und her, weil niemand die eigene Heimat aufgeben wollte. Obwohl Zug auch wunderschön ist, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, von Schaffhausen weg zu gehen. Mein Herz ist und bleibt in Schaffhausen. Welcher Ort ist in der Region Ihr Lieblingsort und warum? Silberschmidt-Muriset: Mein Lieblingsund Kraftort ist der Rhein. Egal, ob am, im oder auf dem Rhein. Ich liebe es, entspannte Tage mit Familie und Freunden am Rhein zu verbringen, zu grillieren, zu baden oder uns einfach treiben zu lassen. Und es war zweimal monatelang meine Lieblings- Trainingsstrecke, als ich auf den New Yorkund Berlin-Marathon trainiert habe. Der Rhein ist der Lieblings- und Kraftort von Chantal Silberschmidt-Muriset. Sie liebt es, mit Familie und Freunden Zeit auf, im und am Rhein zu verbringen. Bild: zVg. Was bedeutet für Sie Familie? Silberschmidt-Muriset: Familie ist für mich alles. Schon als kleines Kind war mir klar, dass ich unbedingt Mami werden und eigene Kinder haben wollte. Es war immer mein grösster Traum. Mit unseren beiden Töchtern ist er in Erfüllung gegangen und ich bin unendlich dankbar dafür. Auch dafür, dass uns unsere Eltern immer sehr unterstützen. Dieses Jahr feiern wir ihre Goldene Hochzeit und ich bewundere sie sehr dafür. Was wollen Sie in Ihrem Leben noch erreichen? Silberschmidt-Muriset: Ich habe in meinem Leben schon vieles erreicht und ich bin stolz und zufrieden. Klar, mehr geht immer. Ich bin aber auch der Meinung, dass man dankbar und genügsam im Leben sein muss. Ich möchte gerne gesund bleiben und ein langes, erfülltes und glückliches Leben mit meinen Liebsten verbringen. Wie beschreiben Sie sich selber? Silberschmidt-Muriset: Ich bin eine warmherzige und gesellige Person und mir bedeuten meine Familie und Freunde alles. Ich lege grossen Wert auf soziale Verbindungen und biete gerne überall meine Hilfe an. Kreativität und Engagement sind wichtige Eigenschaften, die in meinem Leben eine zentrale Rolle spielen. Ich liebe es zu reisen und ich versuche wann immer möglich, das Leben in vollen Zügen zu geniessen. (gco.) ACS BUSINESS LUNCH Am 27. April 2023 findet unser nächster Business Lunch im Gasthof Ziegelhütte statt. Zu Gast: Thomas Kellenberger, CO-Präsident IVS Schaffhausen, mit seinem Sohn Marc Kellenberger. Marc Kellenberger, 18 Jahre alt, hat seine Diplomarbeit der Berufsmatura dem Thema Wasserstoff gewidmet. Für die gemeinsame Präsentation im vergangenen Jahr erhielt die Gruppe die Note 6,0. Da der Vorstand einstimmig der Meinung ist, dass solche jungen Talente unbedingt gefördert werden müssen, vermittelten wir Marc für seine super Arbeit eine eigene Seite im «Bock» (14.03.2023) und freuen uns sehr darauf, dass Marc beim kommenden Businesslunch mit seinem Vater Thomas Kellenberger einen Teil des Referats «Wasserstoff als Energieträger» übernehmen wird! ACS-SEKTION SCHAFFHAUSEN ZEIT 11.30 bis ca. 13.15 Uhr Beginn des Referats jeweils um 11.35 Uhr WO Restaurant Ziegelhütte Längenbergstrasse 2, 8200 Schaffhausen KOSTEN Ihre Konsumation wird direkt vom Servicepersonal eingezogen. ANMELDUNG Erforderlich Vorschau auf die nächsten ACS Business Lunch Am 29. Juni 2023 zu Gast: Jürg «Sugi» Ochsner, Rennfahrer, «Einblicke in die Vorbereitungen eines Rennfahrers/100 Jahre Bergrennen Oberhallau». Am 31. August 2023 zu Gast: Thomas Hurter, Nationalrat, «Informationen über aktuelle Verkehrsprojekte aus erster Hand». Am 26. Oktober zu Gast: Jonathan Herzog, CCO Sauber Group, «Motorsporttradition Made in Hinwil».
9 Sport Bock Meine Heimat. Mein Engagement. Meine Bank. Letzte Ob an der Chilbi oder am Dorflauf – am Wochenende herrschte reges Treiben in Beringen. Seite 16 der Lokalheld seiner Stationen Davide Mariani lancierte seine Karriere in Schaffhausen, welche ihm schliesslich via Lugano die Türe nach Europa öffnete. Doch anders als viele seiner Amtskollegen wählte der gebürtige Zürcher einen speziellen Weg. Im vergangenen Winter ist der Fussballer wieder zurückgekehrt und bleibt dem FCS mindestens bis im Sommer erhalten. Nun blickt er auf seine bisherige Laufbahn zurück. FUSSBALL SCHAFFHAUSEN Ronny Bien Als Anfang Februar die Transfermeldung verkündet wurde, dass Davide Mariani für ein halbes Jahr zum FC Schaffhausen zurückkehre, war das für viele Fans ein Gefühl, als würde man in der tiefen Nachspielzeit den entscheidenden Treffer erzielen. «Das ist eben noch einer von uns», so der Grundtenor der Fanseite. Einer, der die Ärmel hochkrempelte, wenn es sein musste, den Rasen umpflügte, und auch mal bei Unstimmigkeiten den Finger in die Wunde legte. Und an guten Tagen auch mal das eine oder andere Traumtor schoss. Davide Mariani verbreitet aber auch gute Laune mit seinem Lachen. Genug freudige Argumente dafür, dass einer der früheren Leistungsträger mit 31 Jahren den Weg zurück «nach Hause» fand. Von Null auf Hundert zum Leader Doch die Zukunft von Davide Mariani hing einst am seidenen Faden. Der aufstrebende Mittelfeldspieler strebte als amtierender Cupsieger nach einem Fixplatz im Kader, doch der FC Zürich, sein Ausbildungsverein, zögerte. Das rief den damaligen FCS-Trainer Maurizio Jacobacci auf den Plan, der den damals 23-Jährigen schliesslich in die Munotstadt lotste. «Ich musste schnell die Rolle des Leaders übernehmen. Als junger Spieler ist das gar nicht so einfach», erinnert sich Davide Mariani zurück. «Rückblickend war es für mich die beste Ausbildung, die ich je erleben durfte.» Der gebürtige Zürcher verankerte sich in den Herzen der Fans. FCS und Mariani: Das matchte definitiv. 64 Spiele lang, geschmückt mit 13 teils herrlichen Treffern. Auf Alioskis Sofa geschlafen Nachdem 2016 die Leihe mit dem FC Zürich auslief, wollte ihn der FCS fix übernehmen, jedoch scheiterten erste Verhandlungen. Auch ohne Vertrag trainierte er weiter auf der Breite, bis ein Angebot eines Ligakonkurrenten auf dem Tisch lag: «An dem Tag, als ich dort den Vertrag hätte unterzeichnen sollen, meldete sich der FC Lugano, ich solle in vier Stunden zum Probetraining erscheinen», erzählt Davide Mariani. «Ich kam gerade aus dem FCS-Training und fuhr voll auf Risiko und ohne zu zögern direkt ins Tessin. Und blieb.» Er wohnte eine Zeit lang beim vorherigen FCS- Wegbegleiter Gjanni Alioski auf dem Sofa in dessen 1-Zimmer-Wohnung und weil Davide Mariani keine Kleidung dabei hatte, teilten sie sich auch diese. «Wie zwei junge Abenteurer auf dem steinigen Weg, ihren Traum zu verwirklichen», blickt er zurück. «Wir beide wollten mit Lugano zeigen, was wir drauf haben.» Gjanni Alioski wählte später als Ernte den Weg zum Traditionsklub Leeds United, während es Mariani in den Osten zog. «Levski schickte mir ein Flugzeug» Levski Sofia wurde auf den Offensivspieler aufmerksam und wollte ihn unbedingt verpflichten. «Was will ich in Bulgarien, fragte ich mich ernsthaft. Ich ging nach Saisonschluss erst mal in die Ferien nach Ibiza und was machte Levski? Sie schickten mir ein Flugzeug nach, mit der Bitte, ich möge doch für drei Tage vorbeikommen.» In den Urlaubsklamotten und mit Handgepäck bestieg er den Flieger nach Sofia. Auch dieses Mal kehrte er nicht zurück, sondern blieb gleich ein Jahr lang dort. «Hierzulande hat man einen Verein wie Levski Sofia nicht auf dem Radar, aber was ich dort antraf, überstieg sämtliche Dimensionen, die ich bislang erlebt hatte», staunt Davide Mariani noch heute. Die Strahlkraft dieses Clubs im Balkan sei immens. «ich fuhr voll auf risiko und ohne zu zögern ins tessin.» Davide Mariani Profifussballer Die Klubsituation war zu chaotisch, auch wenn der Lohn immer pünktlich kam. Darum liebäugelte Davide Mariani abermals mit einem Wechsel, weil er sich in der Blüte der Karriere befand. «Die neue Saison begann bereits und ich traf in den ersten fünf Spielen viermal. Plötzlich meldete sich der FC Shabab Al-Ahli aus den Emiraten und wollte mich für 1,5 Millionen Euro verpflichten. Der Levski- Trainer akzeptierte das, allerdings mit der Bedingung, dass ich noch ein Spiel absolviere.» Auch hier ging er den riskanten Deal ein. Mit zwei Toren verabschiedete sich Davide Mariani von der Levski-Familie und vergoldete sich den Heldenstatus bei den Fans. Top-Adresse im asiatischen Fussball Shabab Al-Ahli gehört zu den kontinentalen Big Playern. Das machte Davide Mariani neugierig, weshalb er sich auf das nächste Abenteuer einliess. «Es ist lustig, ich wurde für diesen Transfer auch kritisiert. Aber dieselben Leute fragten mich dann später um Rat aller Art, wenn sie auch nach Dubai wollten», schmunzelt Mariani. In den Arabischen Emiraten fasste er Fuss, ehe im Juli 2021 der Vertrag auslief. Für ein halbes Jahr schloss er sich, wieder zurück in Bulgarien, dem Verein Beroe Stara Zagora an. Die Zeit im vergangenen Sommer nutzte er, um in Andalusien seine Eva zu heiraten. Hier, um Karriere neu zu lancieren Mariani hielt sich in Dubai fit, ehe der Deal mit dem FC Schaffhausen zustande kam. «Ich bin sehr dankbar, dass mich der FCS wieder aufgenommen hat. Es ist nicht selbstverständlich, einen arbeitslosen Fussballer zu verpflichten. Egal, was er bislang für den Verein leistete», zeigt sich der Rückkehrer voller Demut. Davide Mariani verbringt die fussballfreie Zeit auch gerne mit Reisen. Hier besucht er die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Bild: zVg. Davide Marianis Situation zu beschreiben und richtig einzuschätzen, ist gar nicht so einfach. «Klar ist es eine Rückkehr zu dem Verein, dem du viel zu verdanken hast, wo du dich zuhause und geborgen fühlst. Doch an eine solche Rückkehr habe ich bis vor Kurzem nicht gedacht, weil ich eigentlich meine Karriere nochmals lancieren will». Dass er diesen Neuanlauf ausgerechnet beim FCS macht, sei den gegebenen Umständen zu verdanken. Zukunft noch völlig offen Zehn weitere FCS-Einsätze sind bis heute dazu gekommen. Welchen Weg der Routinier für die neue Spielzeit einschlagen wird, steht noch völlig in den Sternen. Für den Aufbau einer schlagkräftigen Truppe auf die kommende Saison hin wäre ein Verbleib des erfahrenen Mittelfeldakteurs für den FCS ohne Frage von grossem Wert. Nebenbei absolviert der bald 32-Jährige ein Studium im Bereich Sportmanagement und schliesst im kommenden Herbst ab. Dass Davide Mariani nicht der einzige abenteuerlustige Fussballer mit Schaffhauser Vergangenheit ist, beweist übrigens auch Karim Rossi, der 2016 die gelbschwarzen Farben trug. Seine Stationen führten von der Schweiz in mittlerweile acht Länder. Zuletzt wechselte der 28-jährige Stürmer vergangenen Sommer von Luxemburg nach Indonesien zu Dewa United. Ob Davide Mariani nochmals das Fernweh packt oder ob er zuhause in der Munotstadt bleibt – die Zukunft wird es zeigen. Nur eines ist sicher: Hat er sich für einen Weg entschieden, beschreitet er diesen mit hundertprozentiger Überzeugung. Wie immer. Davide marianis Laufbahn bis 2013 FC Zürich U21 2013-2014 FC Zürich 2014-2016 FC Schaffhausen 2016-2018 FC Lugano 2018-2019 Levski Sofia 2019-2020 Shabab Al-Ahli 2020-2021 Ittihad Kalba 2022 Beroe Stara Zagora 2023-? FC Schaffhausen Zwischen 2014 und 2016 bestritt Davide Mariani 64 Pflichtspiele für den FCS. Seit seiner Rückkehr in die Munotstadt hat der Mittelfeldspieler bereits wieder zehn Partien für Gelb-Schwarz absolviert. Bilder: Roger Albrecht Beim FC Schaffhausen ist Davide Mariani (r.) auf Raul Bobadilla getroffen. Die beiden verstehen sich sowohl auf dem Platz, wie auch neben dem Spielfeld, sehr gut.
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