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Bock E-Paper 2023 KW20

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22 FoKus

22 FoKus Bock Bock auf Kirche. Auch per Livestream Themen-Vorschau Faustball Eine Frau inmitten einer Männermannschaft. Beim Rückschlagspiel keine Seltenheit im Kanton. Vom Goldfüsschen zum Taktikfuchs In der Region Schaffhausen kennen ihn wohl alle, weil er sich als Spieler des FC Schaffhausen einen Legendenstatus erarbeitet hat. Nun steht Gianluca «Fronti» Frontino am Beginn einer neuen Karrierelaufbahn als Trainer. PORTRÄT SCHAFFHAUSEN Ronny Bien 357 Profispiele, davon 153 für den FC Schaffhausen. 81 von insgesamt 149 Toren erzielte der frühere Captain für die Gelb-Schwarzen. Gianluca Frontino aus Diessenhofen ist in der ganzen Schweiz bekannt – zumindest in der Welt des Fussballs. Doch «Fronti» wird er überall genannt. Seit seinem Rücktritt vor drei Jahren arbeitet der 33-Jährige an seiner zweiten Laufbahn als Trainer. Der ehemalige Publikumsliebling Faruk Gül erinnert sich an die gemeinsame Zeit: «Fronti war ein Spieler mit viel Führungsqualität. Seine Coolness, wie aber auch seine Kaltschnäuzigkeit imponierten mir immer sehr.» Gianluca Frontino lächelt, fühlt sich ob der lobenden Worte seines ehemaligen Kollegen geehrt. «In all diesen Jahren gab es viel Diskussionsstoff. Nicht nur über Fussball, sondern auch über Einstellungssachen», erinnert er sich. «Es ist auch eine Bestätigung, denn gerade Führungsqualitäten lernt man nicht einfach so. Man wächst in eine Aufgabe hinein, braucht aber die Tugenden dazu.» In Schaffhausen und Aarau wurde Fronti das Captainamt übertragen, in Winterthur war er nach einem halben Jahr Vizekapitän. «Dies, weil ich immer in diese Rollen reinrutschte. Vielleicht auch deswegen führt mein Weg nun ins Trainerbusiness, weil gerade in diesem Bereich Führungsqualität essenziell ist.» Prägende Begegnungen Bewegt haben Gianluca Frontino einige Weggefährten. «Zu Schaffhauser Zeiten beeindruckte mich Gjanni Alioski. Egal was sich am Boden bewegte, er pflügte mit seinen Monstergrätschen alles weg. Ich musste ihn ab und an mahnen, dass er seine Mitspieler im Training nicht kaputttreten soll. Es war aber seine Mentalität, Alioski hat nur ein Ziel verfolgt und damit Erfolg gehabt.» Nicolas Schindelholz möchte er allerdings auch nicht vergessen. Aus dieser Begegnung in Thun wurde eine echte Freundschaft. Sowohl im Berner Oberland wie auch in Aarau erlitt Nicolas Schindelholz unzählige Rückschläge mit teils schweren Verletzungen. Und jedes Mal kämpfte er sich zurück, mit einer Leichtigkeit, weil er akzeptierte, dass das zu ihm gehörte. Leider unterlag Nicolas Schindelholz im letzten Kampf, als er im vergangenen Spätsommer 34-jährig an den Folgen eines Lungentumors verstarb. «Vielleicht war ich gar nicht so gut» Gianluca Frontino verliess Schaffhausen 2017 mit einem Paukenschlag – nicht freiwillig, sondern eher notgedrungen, weil es damals mit Trainer Murat Yakin nicht harmonierte. «Diese Situation schmerzte sehr», erinnert er sich. Doch im Nachhinein war es das Beste, was ihm je hätte passieren können. «Ich lernte durch den Wechsel zu Winterthur und später zu Aarau viele neue Persönlichkeiten kennen, die es mir ermöglichten, meinen Horizont zu erweitern.» Was bleibt haften nach acht Jahren Profifussball? «Meine Highlights als Spieler sind die beiden Aufstiege mit dem FC Schaffhausen. Aber auch – so hart es klingen mag – der Nichtaufstieg mit Aarau, als wir einen 4:0-Vorsprung gegen Xamax preisgaben.» Gianluca Frontino vergleicht seine Karriere als Spieler in einem Interview sinnbildlich mit einer Spielsituation, als er in der besagten Barrage und Abschlussspiel kurz vor Schluss nur das Lattenkreuz traf. «Vielleicht war ich als Spieler gar nicht so gut, wie das einige meinten. Ich hätte sicher mehr aus meiner Laufbahn machen können, doch handkehrum denke ich, dass ich das Maximum herausgekitzelt habe.» Im Laufschritt an der neuen Karriereplanung: Gianluca Frontino gilt als aufstrebender Jungtrainer und sammelt aktuell wertvolle Erfahrungen als Assistenztrainer beim FC Wil 1900 und in der U21-Nationalmannschaft. Bild: Ronny Bien Captain Gianluca Frontino und der sich im Hintergrund befindende Patrick Rossini (mit falschem Trikot) sorgten beim FC Schaffhausen für Spektakel. Bild: Yanick Ottmann Jacobaccis Gruss aus München Frontis grösster Mentor war Trainer Maurizio Jacobacci, aktuell engagiert beim Traditionsverein TSV 1860 München. «Den Wechsel von Mauri zu 1860 München habe ich eng mitverfolgt, schaue jede Pressekonferenz und beobachte sein Wirken aus der Ferne. Der Druck bei solch einem Traditionsverein ist ganz anders als in der Schweiz. Ein unbedachtes Wort – und dir fliegt alles um die Ohren. Dennoch kann ich mir sehr gut vorstellen, eines Tages in ähnliche Fussstapfen zu treten. Doch zuerst muss ich in meiner noch jungen Trainerkarriere Erfahrungen sammeln, die Sporen abverdienen – sehr gerne auch mal mit einem Besuch bei Mauri in München.» Dieser grüsst seinen ehemaligen Schützling mit folgenden Worten: «Es freut mich sehr, dass Fronti sich step-by-step nach oben arbeitet. Er ist sensibel, empathisch und kommt bei den Spielern gut an. Auch die Doppelbelastung mit der U21-Nati wird er meistern.» Diese Motivationsspritze kommt beim 33-Jährigen gut an. «Mauri ist der Coach, der mit Abstand am meisten aus mir herausgeholt hat. Der Trainer, der mir am meisten Vertrauen geschenkt hat, aber auch derjenige, mit dem ich die meisten Konflikte austrug. Ich bin froh, ihn als Mentor und Coach kennengelernt zu haben, denn er hat für mich eine der wichtigsten Rollen in meinem Werdegang eingenommen. Seinen Siegeswillen, das Maximum aus dem Gegner herauszukitzeln, das habe ich ganz klar von Maurizio Jacobacci übernommen.» «vielleicht war ich als spieler gar nicht so gut» Gianluca Frontino Fussball-Ikone und Trainertalent Anruf von Patrick Rahmen Nachdem Fronti die Schuhe an den Profinagel hängte, coachte er seinen Heimatverein Diessenhofen, absolvierte parallel die ersten Diplomarbeiten zum Trainer und arbeitete drei Jahre lang in der Versicherungsbranche, ehe er zuerst zur Spielvi wechselte und vergangenen Sommer als Co-Trainer in Wil wieder ins Profigeschäft stieg. Mit der Berufung in die U21-Nationalmannschaft hat sich für Fronti nun ein weiteres Türchen geöffnet. «Kurz nachdem ich mein A-Diplom abschloss, meldete sich mein Ex-Trainer von Aarau, Patrick Rahmen, der mittlerweile die U21-Nati coacht. Er suche in seinem Staff jemanden, der genau meinem Profil entspreche.» Nun will er Erfahrungen mit der U21-Nati sammeln und die am 21. Juni beginnende EM in Rumänien und Georgien geniessen. «Ich habe bei Diessenhofen schon gemerkt, wie sehr mir das Coaching liegt. Vielleicht musste ich Fussballer sein, um Trainer zu werden. Das Gefühl, welches ich in den letzten zwei, drei Jahren entwickelt habe, bestätigt mir, dass ich mich als Trainer um einiges wohler fühle.» Fronti mit Serge Müller am Bank-Talk Das Drehbuch für Gianluca Frontinos Trainerkarriere scheint geschrieben zu sein. «Aber ich will es selbst in der Hand haben, die Fortsetzung so erfolgreich als möglich zu gestalten.» Wie er das in nächster Zukunft macht, wird er gemeinsam mit FCS-Captain und U21-Akteur Serge Müller beim nächsten Bank-Talk am 25. Mai verraten. Chömed vorbii Datum: Donnerstag, 25. Mai 2023 ab 17.30 Uhr Programm: 18.00 bis 18.30 Uhr Talk Ab 18.30 Uhr Apéro und Networking Eintritt: CHF 15.– inkl. Apéro und ein Softgetränk Podiumsgespräche zwischen dem Schaffhauser Moderator und Co median Yves Keller sowie Schweizer Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur oder Sport Nächster Bank-Talk mit Gianluca Frontino und Serge Müller am 25. Mai im Meetingpoint. Anmeldungen unter: info@meetingpoint-sh.ch

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