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Bock E-Paper 2024 KW27

WIR STREICHEN NACH IHREM

WIR STREICHEN NACH IHREM GESCHMACK Wir streichen die Sommerfarbe Erdbeerrot oder eine von 40000 anderen Farben.

Bock | Dienstag, 2. Juli 2024 11 kuLtur Musiktour durch schaffhausen Unzählige Orte in der Stadt Schaffhausen sind geprägt durch die Musik. Die Online-Plattform Schallhausen macht diese Vielfalt seit Mai hörund erlebbar. Um das Projekt noch besser vorzustellen, widmete sich der Stadtspaziergang der Quartierentwicklung am Donnerstag, 27. Juni, diesem Thema. Dabei besuchte die Gruppe insgesamt fünf Standorte, die Schaffhausen als Musikstadt zeigen. MUSIK SCHAFFHAUSEN Mevina Portner Erster Halt: Die Blockflöten Manufaktur Küng. Seit der Gründung im Jahr 1933 von Franz Küng wurde die Manufaktur durch drei Generationen weitergegeben. 2015 stieg nämlich Stefan Küng in den Familienbetreib seines Grossvaters ein. Pro Jahr produziert das Unternehmen 13 000 Blockflöten, wobei 90 Prozent für den musikalischen Unterricht in Primarschulen genutzt werden. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass die Blockflöte ebenfalls ein Konzertinstrument ist. «Wie sich professionelles Blockflötenspielen anhört, findet man auf Schallhausen heraus», informiert Jens Lampater, Bereichsleiter Kultur. Dafür muss man nur die Website schallhausen.ch aufrufen und danach auf Musikorte klicken. Wer nun beim Standort von Blockföten Küng den gelben Punkt anwählt, hört die Holzblasinstrumente in der Schaffhauser St. Anna-Kapelle erklingen. «Gespielt werden die Blockflöten von meinen Mitarbeitenden Yukiko Yaita, Lorenzo Lio und Jessica Tognetti. Die studierten Blockflötisten musizieren, um herauszufinden, was die Instrumente können.» Küng versucht neben der Produktion seiner Kundschaft in Form von Events auch etwas zurückzugeben. Dafür fand zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Bachfest ein Meisterkurs mit Erik Bosgraaf statt. «Student:innen der Blockflöte aus allen Ländern kamen nach Schaffhausen, um sich vom Fachexperten weiterbilden zu lassen», so Jens Lampater. «Weiter gab es auch Anlässe für Blockflötenorchester oder ein Programm mit dem stuttgarter BLOCK flötenorchester mit jugendlichen Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz», fügt Franz Küng hinzu. Blockflöten Küng produziert pro Jahr ungefähr 13 000 Blockflöten. Bilder: Mevina Portner Peter Demmerle baut und repariert in seinem Geschäft Tuggi Instruments Harfen und Gitarren. Tuggi Instruments Weiter ging es von den Holzblasinstrumenten zu den Saiteninstrumenten. Tuggi Instruments befindet sich in der Neustadt. «Die Neustadt ist für die Musik in Schaffhausen ein lebendiger Humus, wo überall ganz viel Unterschiedliches und Spannendes heranwächst», beschreibt Jens Lampater den Ort. So befinden sich nur schon im Haus Neustadt 38 einige Musikorte. «Das Haus ist ein Mieterverein, welcher günstige Räume zur Verfügung stellt», erklärt der Instrumentenbauer Peter Demmerle und Präsident des Vereins. «Darin befindet sich das berühmte Star Track Studio, eine Schlagzeug-Manufaktur, Proberäume und natürlich auch mein Geschäft Tuggi Instruments.» Weiter befinden sich in der Neustadt das Haberhaus und die Neustadt-Bar, in welchen viele musikalische Veranstaltungen stattfinden. Seit dem Jahr 2000 baut, repariert und erhält Peter Demmerle Instrumente. Angefangen hat er mit dem Harfenbau bei Beat Wolf in der Webergasse. Nachdem Beat Wolf in den Ruhestand ging, übernahm Peter Demmerle einen Teil seines Geschäftes und restauriert seither historische Harfen. «Auf Schallhausen findet man eine Audioaufnahme von einer mittelalterlichen gotischen Harfe, welche in der Kirche Augsburg gespielt wird», so der Instrumentenbauer. Neben Harfen baut Peter Demmerle auch Gitarren. Für den Bau seiner Instrumente nutzt er am liebsten einheimische Hölzer wie Fichten, Tannen und Ahorn. Trotzdem arbeitet er aber auch vor allem im Gitarrenbau mit Tropenhölzern wie Mahagoni. Street Music Nights «Zum einen möchten wir Schaffhausen als eine Musikstadt präsentieren, in der Instrumente hergestellt werden», erklärt Maomi Schenkel, Mitarbeiterin im Online-Marketing des Kulturdienstes der Stadt Schaffhausen. «Zum anderen wollen wir Schaffhausen als eine Stadt zeigen, in der musiziert wird.» Aus diesem Grund ging es weiter in die Safrangasse zur fünften Austragung der Street Music Nights in dieser Saison. Organisiert werden die Anlässe von der Band-Union jeden Donnerstag zwischen Juni und September. «Ganz nach dem Motto ‹street like› stellen wir die Instrumente mitten auf der Strasse auf und musizieren», erzählt Ronny Bien, Präsident der Band-Union. «Nach dieser Saison sind insgesamt 124 lokale, nationale und internationale Bands bei den Street Music Nights aufgetreten. Das ist eine stolze Zahl, die wir nach acht Jahren Durchführung präsentieren dürfen.» Die Organisatoren legen grossen Wert darauf, dass ein möglichst abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Musikstilen geboten wird. So arrangierte die Band-Union während der Pride-Week eine Ausgabe zusammen mit dem Verein Queerdom oder veranstaltete eine Zusatzausgabe am Freitag, 14. Juni, als Abschluss der Inklusions-Aktionstage der Behindertenkonferenz. Während dem Spaziergang durften die Anwesenden am Abend vom 27. Juni der Soulstimme von Bruno Flütsch, der bei «The Voice of Germany» grosse Bekanntheit erlangte, lauschen. Begleitet wurde er durch den jungen Gitarristen Gianni Tschenett. Später am Abend rockte zudem die Band «On The Roxx» aus dem Zürcher Weinland die Bühne. Bruno Flütsch (r.) und Gianni Tschenett begeisterten das Publikum an den Street Music Nights. Der Oratorienchor probte am letzten Donnerstag in der Kirche St. Johann. Oratorienchor «Neulich las ich im Tagesanzeiger vom Chorsterben», erzählt der Kulturleiter Jens Lampater. «In Schaffhausen müssen wir uns aber nicht davor fürchten, denn wir leben in einem der Kantone mit dem dichtesten Chorvorkommen.» Dazu zählt auch der Oratorienchor, der letzten Donnerstag ausnahmsweise nicht im Gega Schulhaus, sondern in der Kirche St. Johann probte, dem nächsten Stopp des Spaziergangs. Auch die Kirche ist mit einem Audio auf Schallhausen versehen. Zu hören gibt es die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, die traditionell den Abschluss der Internationalen Bachfeste Schaffhausen bildet. Der Oratorienchor Schaffhausen besteht seit 1995 als gemischter Verein von Frauen und Männern, nachdem der Frauenchor regelmässig für Karfreitagskonzerte, Bachfestkonzerte und andere Auftritte dem Männerchor aushalf. Seither trifft sich der Chor jeden Donnerstag für 2 Stunden. Das Präsidium des Vereins übernimmt Felix Beutler. Das Singen liegt bei ihm in der Familie, denn sein Urgrossvater sang schon im Männerchor. «Früher hatten Chöre eine viel wichtigere Aufgabe als heute», so der Präsident Felix Beutler. «Als wichtige kulturelle Einrichtung diente der Chor dazu, sich zu verbinden und ein Netzwerk zwischen den Arbeitenden zu schaffen». Trotzdem bietet der Chor auch heute noch eine wertvolle Gelegenheit, sich zu treffen und gemeinsam Musik zu machen. Zum Schluss durften die Teilnehmer:innen des Spaziergangs noch beim Einsingen des Oratorienchors mitmachen, um die Musikstadt aus einer weiteren Sichtweise kennenzulernen. Kammgarn Schlusspunkt des Spaziergangs: Kammgarn. Mit 150 kulturellen Aktivitäten pro Jahr ist das Kammgarn seit den 80er-Jahren das Herz der freien Kulturszene von Schaffhausen «Auf Schallhausen befinden sich bei der Kammgarn schon verschiedene Musikorte», meint Jens Lampater. «Da werden in den nächsten Monaten sicherlich noch einige hinzukommen.» Zu dieser Vielzahl an Veranstaltungen gehört auch der Kammgarn Sommer, welcher letzten Donnerstag mit dem Auftritt des SRF Best Talent Riana die Eröffnung feierte. «Die Idee dazu entstand vor vier Jahren während der Coronazeit», erklärt Raphael Schemel, Programm- und Produktionsleiter des Kulturzentrums. «Wir mussten uns ein Konzept überlegen, das im Freien stattfinden kann.» Insgesamt 35 Veranstaltungen führte das Kammgarn im Coronajahr durch. Die Resonanz war gross, da das Kammgarn der einzige Veranstaltungsort war, der ein Programm anbot. In diesem Jahr findet der Kammgarn Sommer hingegen nur an fünf Wochenenden, jeweils von Donnerstag bis Samstag, statt. Trotzdem bietet der Kammgarn Sommer ein breit gefächertes Programm von Poetryslam bis Kinderkonzert. Zusätzlich wird momentan für Schallhausen ein Audiowalk produziert. «Ähnlich wie beim Spaziergang bewegt man sich von Ort zu Ort, während Expert:innen über die jeweiligen Plätze berichten», erläutert Maomi Schenkel. «Dieses Projekt befindet sich noch in der Planungsphase und wird sich auf andere Orte konzentrieren als der Spaziergang.» Der Audiowalk soll spätestens zu den Kulturtagen 2025 auf der Webseite schallhausen.ch verfügbar sein. Der Kammgarn Sommer findet dieses Jahr an insgesamt fünf Wochenenden statt. Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte KULTUR STEIN AM RHEIN Jakob und Emma Windler-Stiftung Erstmals wird der literarische Reichtum des Hegau grenzüberschreitend in der Anthologie «Hegau literarisch. Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte» vermessen. Die beiden Herausgeber:innen Waltraut Liebl-Kopitzki und Siegmund Kopitzki zeigen am Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr im Kulturhaus Obere Stube, wie Landschaften und Orte in Gedichten, Romanen, Erzählungen und Dramen literarisch Ausdruck fanden. Der Steiner Felix Graf wird aus der Anthologie lesen. «Mein Hegau, schön bist du!» dichtete Joseph Victor von Scheffel. Er ist nicht der einzige Poet, der dieses Heimatlob anstimmte. Schon der frühe Reisetourismus hinterliess Spuren. Michel de Montaigne, Johann Wolfgang von Goethe oder Victor Hugo gehörten zu diesen Wallfahrern. Auch Einheimische wie Jacob Picard, Hermann Kinder, Markus Werner, Bruno Epple oder Alissa Walser lob(t)en dieses Fleckchen Erde. Die Anthologie ist mit Fotografien von Raimund Gering illustriert. Die Herausgeber:innen haben bereits mehrere Bücher veröffentlicht, darunter die Anthologie «Überlingen literarisch» (2021) und das Lesebuch zum Konstanzer Konzil «Die Gans ist noch nicht gebraten» (2014). Der Eintritt ist kostenlos. Die Anmeldung ist erforderlich und wird unter info@kulturhaus-oberestube.ch oder per Telefon unter 052 742 48 48 entgegengenommen. Biografien Siegmund Kopitzki wurde 1951 in Lauenburg, Polen, geboren. Er legte das Abitur in Singen (Hohentwiel) ab. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Politik in Konstanz und an der University of Sussex in Brighton (GB) arbeitete er als Gymnasiallehrer. Ab 1998 war er als Kulturredakteur beim Medienhaus SÜDKURIER in Konstanz tätig. Seit 2017 ist er freiberuflich als Journalist und Publizist tätig. Waltraut Liebl wurde 1952 in Singen (Hohentwiel) geboren. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Geschichte und Politik in Konstanz und an der Ohio State University in Columbus, Ohio (USA). Sie promovierte über den Malerdichter Wilhelm Busch. Nach Engagements in der freien Wirtschaft leitete sie zunächst das Kulturamt der Stadt Konstanz und war anschliessend bis 2017 Leiterin des Amts für Schulen, Bildung und Wissenschaft. Felix Graf, geboren 1955, ist Althistoriker und Gräzist (lic.phil.I). Bis 2017 arbeitete er als Sammlungs- und Ausstellungskurator am Schweizerischen Nationalmuseum. Er ist Autor von Fachartikeln, Blogbeiträgen und literarischen Tagebüchern. Nach der diaristischen Untersee-und-Rhein- Felix Graf wird am 7. Juli um 11 Uhr im Kulturhaus Obere Stube aus der Anthologie «Hegau literarisch. Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte» vorlesen. Bild: zVg. Tetralogie (2011–2019) veröffentlichte er 2022 den Roman «Die Mutter des Freiherrn», eine erzählerische Chronik, die auch als unterhaltsamer Kunst- und Reiseführer zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des 1972 mit dem ersten Wakkerpreis ausgezeichneten Städtchens Stein am Rhein gelesen werden kann.

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