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Bock E-Paper 2024 KW47

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2 Hintergrund Bock | Dienstag, 19. November 2024 Nähstube in der Altstadt Seit 2012 führt Yevgeniya Valevska ihre eigene Nähstube. Doch nun möchte sie näher am Puls des Geschehens wirken und hat an der Stadthausgasse ihr Atelier eröffnet. Yevgeniya Valevska ist vergangenen Freitag mit ihrer «Jenny's Nähstube» an der Stadthausgasse 27 eingezogen. Bilder: Ronny Bien Wer soll am Ende die Rechnung bezahlen? GASTKOLUMNE SCHAFFHAUSEN Walter Hotz Die Wahlen zum Grossen Stadtrat sind im vollen Gang, und viele Kandidatinnen und Kandidaten stehen bereit, um die kommenden vier Jahre, die Geschicke unserer Stadt zu lenken. Doch wie gross die Verantwortung ist, die auf den bisherigen und neugewählten Vertreterinnen und Vertretern lastet, scheint den wenigsten wirklich bewusst zu sein. Denn neben ihrer politischen Gestaltungsmacht haben die Mitglieder des Grossen Stadtrates auch eine wesentliche Aufgabe: die Oberaufsicht über den städtischen Haushalt und die Kontrolle der Amtsführung des Stadtrates. Eine Aufgabe, die angesichts der wachsenden Herausforderungen an Bedeutung gewinnt. Gerade in der letzten Legislaturperiode hat die «Links-, Grünen- und Mitte-Mehrheit» im Grossen Stadtrat vor allem eines im Blick gehabt: die Mittel grosszügig fliessen zu lassen. Zahlreiche Projekte, Initiativen und Förderungen wurden bewilligt, ohne dass dabei immer klar war, wie sich das auf die Finanzen unserer Stadt auswirken würde. Die Frage «Wer soll das bezahlen?» blieb oft unbeantwortet – ein Luxus, den wir uns nicht dauerhaft leisten können. Das drängendste Problem in der kommenden Legislatur wird daher sein, eine Balance zu finden. Die Stadtverwaltung ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, und die steigenden Personalkosten belasten den Haushalt zunehmend. Natürlich braucht eine funktionierende Stadtverwaltung Ressourcen – aber wo ziehen wir die Grenzen? Was ist essenziell, und wo können wir effizienter werden, ohne die Qualität unserer Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger zu gefährden? Es liegt an den künftigen Mitgliedern des Grossen Stadtrates, hier Weitblick zu beweisen und die Finanzierbarkeit der Verwaltung ernsthaft zu hinterfragen. Nur so kann vermieden werden, dass die nächste Generation die Rechnung für Entscheidungen bezahlen muss, die heute getroffen werden. Die Wahlen bieten uns also die Chance, Vertreterinnen und Vertreter zu wählen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und auch unbequeme Fragen zu stellen. Denn am Ende des Tages gilt: Ein ausgeglichener Haushalt ist nicht nur eine Pflicht gegenüber den heutigen Steuerzahlern, sondern auch ein Versprechen an die kommenden Generationen. ERÖFFNUNG SCHAFFHAUSEN Ronny Bien Alle kennen die Situation, wenn gerade in der kalten Jahreszeit die Bise durch die Gassen zieht und der oberste Jackenknopf fehlt, um Hals und Gesicht vor dem Wind zu schützen. Dazu gibt es seit vergangenem Freitag eine neue Kleiderwerkstatt an der Stadthausgasse. Da kann solch einem Notfall schnell geholfen werden. Loch in der Tasche? Schnell, rasch und günstig erledigt. Willkommen in der Welt von Jenny’s Nähstube. Eintönige Kleiderauswahl Natürlich ist Yevgeniya Valevska nicht nur die Notfalldoktorin in ihrer schmucken «Kleiderchirurgie», sondern auch seit frühester Kindheit leidenschaftliche Schneiderin – oder besser gesagt: Künstlerin. Ihre Fantasien bringt sie nicht auf Papier oder Leinwand, sondern verwandelt sie in massgeschneiderte Kleider. «Seit ich fünf Jahre alt bin, nähe ich. Meine ersten Kreationen habe ich für meine Puppen gemacht», erinnert sich Yevgeniya, die sich jedoch Jenny nennt. Schon bald begann sie, professioneller zu arbeiten. «In der damaligen UdSSR war die Kleiderauswahl sehr eintönig. Ich wollte mit meinen Kreationen etwas Einzigartiges schaffen», erklärt Jenny. «Damals nähten fast alle Frauen.» Jenny wuchs auf der Krim auf, zog später für ihr Studium nach Kiew und arbeitete kontinuierlich daran, ihren Traum von der Selbständigkeit zu verwirklichen. «Zeigen, was ich draufhabe» 2011 kam Jenny in die Schweiz, heiratete und eröffnete ein Jahr später ihr erstes Atelier in Buchthalen, das sie bereits «Jenny’s Nähstube» nannte. «Zuerst hatte ich nur einen kleinen Kundenstamm aus ihrem Freundeskreis und Bekannten, für die ich einmal wöchentlich Kleider flickte oder entwarf», erzählt sie. Nach einigen Turbulenzen, darunter eine Scheidung und ein Umzug ins Grubenquartier, widmete sie sich ihrer Leidenschaft noch intensiver. «Seit rund sieben Jahren arbeite ich für das Vorstadtvarieté und stelle Kostüme und Vorhänge her. Das macht mir besonders Freude», erzählt Jenny strahlend. «Am meisten Spass habe ich daran, Kostüme masszuschneidern oder Anfragen für Bühnenout- fits von Bands und Schauspielenden umzusetzen. Solche Arbeiten erlauben es mir, mein Können unter Beweis zu stellen», sagt die Schneiderkünstlerin stolz. Ihre Vielseitigkeit zeigt sich auch darin, dass sie für eine Gothic-Party passende Kostüme entwarf oder ihre eigene Mode kreiert – meist in trendigen Schnitten und weiss-grau-braunen Farbtönen. «Meine Lieblingsfarben», sagt Jenny augenzwinkernd. Näher bei den Leuten Fast zwölf Jahre hat Yevgeniya Valevska nun ihre kleine Nähoase, bis vor Kurzem direkt an der heimischen Winkelriedstrasse, geführt, wo sie mit ihrem Partner Lucas Ruppli wohnt und arbeitet. «Lucas gehört zu den kreativsten Goldschmieden der Gegend», erzählt Jenny stolz. Die beiden unterstützen sich auch beruflich. «Wir helfen uns bei Fragen wie: ‹Welches Kleid passt zu welchem Schmuck?› und finden dabei kreative Lösungen.» Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt, auch wenn vieles beim Alten bleibt. «Ich wollte unbedingt in die Altstadt ziehen», erklärt Jenny. «Hier ist die Kommunikation einfacher und ich bin näher an meiner Kundschaft.» Jenny hat bereits einen treuen Kundenstamm und eine gute Auftragslage, möchte aber auch neues Klientel gewinnen. «Ich habe mir eine spezielle Nähmaschine gekauft, die besonders für Lederarbeiten geeignet ist», erzählt sie stolz. «Mit Leder zu arbeiten ist anspruchsvoll. Ein Fehlstich – und das Material ist ruiniert.» Jenny hat besonders die Bikerszene im Blick, die sie nun ebenfalls bedienen kann. Eröffnung vergangenen Freitag Schon im Vorfeld, als Jenny ihr neues Atelier an der Stadthausgasse 27 einrichtete, äugten immer wieder neugierige Personen hinein, um zu sehen, was da für ein Laden reinkommt. «Schaulustige gibt es immer, und das ist auch gut so», lacht Jenny. Am vergangenen Freitag eröffnete sie ihre «Jenny’s Nähstube» offiziell. «Ein grosser Stein ist mir vom Herzen gefallen», sagt sie erleichtert. Beim proppenvollen Eröffnungsapéro sorgte das Akustiktrio «The Leave It All Behinders» für musikalische Unterhaltung und spielte diverse Klassiker. Nun freut sich Jenny auf neue Herausforderungen – oder wenn sie als Notfalldoktorin in ihrer «Kleiderchirurgie» zum Einsatz kommt. Mit dieser Nähmaschine wird ausschliesslich Leder verarbeitet. Eine difficile Angelegenheit, bei der Fehler tabu sind, weil sonst das Material nicht mehr zu gebrauchen ist. Bock-SPLITTER Richard Altorfer Kari, erschöpft: Man wird im Alter nicht gelassener, man schafft’s nur nicht mehr bis an die Decke. Blinkist (noch so eine App, die man sich irgendwann aufs Mobilegerät lädt und nach zwei Wochen vergessen hat, wofür sie eigentlich gut war) hat mich – immerhin, sie ist offenbar zu was nütze – auf ein Buch mit dem Titel «Schluss mit Prokrastination» aufmerksam gemacht. Nun kann man einwerfen, dieses Laster anzugehen, dafür sei’s jetzt zu spät. Stimmt, wer unter chronischer «Aufschieberitis» leidet, sollte sich das besser bereits in jungen Jahren abgewöhnen. Geschieht das nicht, endet das Elend leider nicht mit 40, 60 oder 80. Ein Prokrastinat (oder Prokrastinator oder Prokrastinierender – wie auch immer), der nach dem Motto handelt: «Was du heute sollt’st besorgen, das verschieb’ auf übermorgen.» (Variante: «Für das, was heut’ du sollst besorgen, reicht’s meistens auch noch übermorgen.»), macht leider die Erfahrung, dass das – zumindest in vielen Fällen – richtig ist. Die Hälfte aller alltäglichen Problem erledigt sich bei Nichtstun tatsächlich wie von selber. Man spart also viel Zeit mit Prokrastinieren. Andererseits – es gibt eben zahlreiche Situationen, in denen dem nicht so ist. Man kann sich mit Aufschieben auch ziemlich Ärger einhandeln, zum Beispiel mit Steuerverwaltung, Vermieter, Arbeitnehmer – überhaupt mit allen, die Geld von einem wollen und für die praktische Alltagsprokrastination überhaupt kein Verständnis zeigen. Und das wiederum bedeutet «Stress». Und leider, wenn’s um medizinische Belange geht, kann Prokrastination sogar den Tod bedeuten. Vor allem Männer tendieren dazu, notwendige Arztbesuche aufzuschieben. Soll man sich das von Blinkist empfohlene Buch also zulegen oder wenigstens die «15 Tipps gegen das ständige Aufschieben» herunterladen? Ob das hilft? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Am besten, man wartet bis nächste Woche. Gut möglich, dass sich die Frage bis dann durch simples Vergessen erledigt hat. Üble Erkenntnis: Probleme, die sich nicht mit Geld lösen lassen, muss man … mit noch mehr Geld lösen. Am meisten nerven Leute, die ein Problem – egal, ob ein politisches oder ein alltägliches – sehr genau benennen und erklären können und genau wissen, wie man es NICHT lösen kann. Leute, die ausserdem wissen, was man keinesfalls tun darf, weil das Problem sonst nur schlimmer wird. Leute, die auf die hilflose Frage «Ja, aber … wie soll’s dann weitergehen?» entweder schweigen oder entschieden klar feststellen: «Jedenfalls nicht so!» Noch schlimmer sind eigentlich nur Leute, die dringend dazu mahnen, endlich miteinander zu reden und das Problem gemeinsam zu lösen, aber Null guten Rat wissen für den Fall, dass einer der am Problem Mitschuldigen gar nicht reden will. Der gute Rat am Ende: Wenn Sie die Erfahrung gemacht haben, dass das meiste beim ersten Mal nicht klappt, ist Fallschirmspringen nichts für Sie.

Bock | Dienstag, 19. November 2024 3 Nachrichten Wie barrierefrei ist schaffhausen? «Bock-Praktikant» Adrian Klobucar ist aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung auf den Rollstuhl angewiesen und hat mit der Behindertenkonferenz (BKSH) und der Migros Schaffhausen über die Barrierefreiheit in der Altstadt diskutiert. BARRIEREFREIHEIT SCHAFFHAUSEN Adrian Klobucar* Für Rollstuhlfahrende oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist der Zugang zu Geschäften in Schaffhausen nicht überall gewährleistet. «Einige Betriebe bieten mittlerweile barrierefreie Zugänge an, etwa durch Rampen», erklärt Cornelia Fischer von der Behindertenkonferenz Schaffhausen (BKSH). Doch es besteht Handlungsbedarf. «Permanente Rampen und ebenerdige Zugänge sollten dort, wo machbar, Standard werden», betont sie. Solche Lösungen wären nicht nur für Rollstuhlfahrende, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen oder ältere Menschen hilfreich. «Bsetzisteine» als Barriere Die in der Altstadt verbreiteten «Bsetzisteine» erschweren die Fortbewegung für Menschen mit Gehbehinderungen, Sehbeeinträchtigungen oder Mobilitätshilfen. «Zwischen Vorstadt und Unterstadt wurden Rollbahnen mit flacheren Platten angelegt», erklärt Fischer. Diese speziellen Bahnen sollen die Fortbewegung erleichtern. Doch in der Praxis zeigt sich, dass diese Rollbahnen häufig durch Fahrzeuge, Werbeschilder oder andere Hindernisse blockiert werden. Eine Lösung könnte sein, die Rollbahnen regelmässig zu kontrollieren und sicherzustellen, dass sie frei bleiben. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sind solche Hindernisse frustrierend, da sie ihren Alltag zusätzlich erschweren. Gerade in der Altstadt, die von Touristen und Einheimischen stark frequentiert wird, wäre es wichtig, barrierefreie Lösungen zu finden. Eurokey als Erleichterung Der «Eurokey», den Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Pro Infirmis bestellen können, erleichtert den Zugang zu behindertengerechten Toiletten. Dieser Schlüssel ermöglicht es Betroffenen, sanitäre Anlagen eigenständig zu nutzen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. «Die Diskretion, die der Eurokey bietet, ist für viele Nutzende ein grosser Vorteil», betont Fischer. Der Schlüssel ist schweizweit einsetzbar und bietet Zugang zu vielen öffentlichen Toilettenanlagen. Durch den Eurokey können Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ihren Alltag einfacher bewältigen. Der Schlüssel ist dabei nicht nur ein praktisches Hilfsmittel, sondern symbolisiert auch ein Stück Selbstständigkeit. Rollband birgt Risiken Die Migros-Filiale in der Schaffhauser Vorstadt bietet positive Ansätze wie ebenerdige Eingänge, breite Gänge und Sitzmöglichkeiten. Und doch es gibt Verbesserungsbedarf: Unterfahrbare Einkaufswagen, die speziell für Rollstuhlfahrende entwickelt wurden, fehlen. Diese Wagen werden am Rollstuhl befestigt und ermöglichen es, Einkäufe direkt vor sich zu transportieren. Ein weiteres Problem stellt die Platzierung von Waren dar. Produkte in oberen Regalen sind für Rollstuhlfahrende schwer erreichbar, wodurch sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Vor allem das Rollband ins Untergeschoss mit der steilen Neigung berge grosse Gefahren und Risiken. «Für Menschen mit Adrian Klobucar fühlte im Gespräch mit stellvertretenden Migros-Filialleiterin Anna Maria Puchstein und Cornelia Fischer (r.) von der Behindertenkonferenz Schaffhausen auf den Zahn.Bild: Ronny Bien Sehbeeinträchtigungen besteht hier eine Stolpergefahr», erklärt Fischer. Alternativ können Betroffene den Lift nutzen, wobei das Personal gerne Unterstützung anbietet. Für ältere Menschen, etwa aus einem nahegelegenen Altersheim, gibt es einen besonderen Service: Sie übergeben ihre Einkaufsliste dem Team, das die gewünschten Produkte zusammenstellt. «Dieser persönliche Service zeigt, dass die Bedürfnisse der Kunden ernst genommen werden», lobt Fischer. Zukünftige Massnahmen Die Migros plant, bei einer künftigen Renovation weitere Verbesserungen für die Barrierefreiheit umzusetzen. «Nach der umfassenden Renovation vor rund zehn Jahren denken wir bereits über die nächsten Schritte nach», erklärt Anna Maria Puchstein, stellvertretende Filialleiterin der Migros Vorstadt. Ein besonderes Au- genmerk liegt dabei auf dem Engpass bei der Brot-, Früchte- und Gemüseabteilung, die die Bewegungsfreiheit einschränkt. Für Menschen mit Rollstühlen stellt diese Passage ein Nadelöhr dar, das den Einkauf erschwert. Ein Umbau könnte diese und andere Hindernisse beseitigen, um den Einkauf komfortabler und sicherer zu gestalten. Langfristig plant die Migros, ihre Filialen noch besser an die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen anzupassen. Dazu gehört nicht nur die bauliche Gestaltung, sondern auch die Schulung des Personals. «Eine barrierefreie Umgebung ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern ein wichtiges Zeichen für Inklusion und Respekt», schliesst Fischer. *Adrian Klobucar besucht die Schaffhauser Sonderschule und absolviert beim «Bock» ein Praktikum in den Bereichen Redaktion und Administration. Schluss mit Steuergeld-Verschwendung: Stopp ESC in der Schweiz Die EDU Schweiz ist die einzige Partei, welche es den Basler Bürgern ermöglicht, über einen 37 Millionen-Kredit zum ESC abzustimmen! Auch wir von der EDU Schaffhausen setzen uns mit aller Kraft für das Schaffhauser Volk ein. Wählen Sie das Original und keine Kopie! Herzlichen Dank, wenn Sie die EDU in der Stadt, in Neuhausen und in Thayngen wählen!

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