14FoKusBockBock aufKirche.Auch per LivestreamMeine Heimat.Mein Engagement.Meine Bank.Themen-VorschauÜberlebenskampf der ClubsSchweizermacherFrage nach Integration?Das Nachtleben befindet sich im Wandel – auch in Schaffhausen. Während frühere Generationen ihre Wochenenden in überfüllten Clubsund an ausgelassenen Partys feierten, entscheiden sich heute viele junge Menschen vermehrt für alternative Freizeitaktivitäten oder kleinere,private Feste. Diese Entwicklung stellt die Partyszene vor grosse Herausforderungen. Der «Bock» ist der Problematik nachgegangen.AUSGANGSCHAFFHAUSENSalome ZulaufAn einem Novemberabend in der Unterstadtvon Schaffhausen: Die Restaurantsund Bars sind gut besucht, draussen aufden Gassen sind vereinzelt Passantenunterwegs. Mit fortschreitender Stundeversammeln sich zunehmend Jugendlicheund junge Erwachsene im Ausgang vordem Kammgarn, dem TapTab und demKlub 8. Schnell wird noch eine letzte Zigarettegeraucht, bevor sich das Partyvolkin die Warteschlange am Eingang einreiht.Die Schaffhauser Nachtclubszenedurchlebt derzeit eine schwierige Phase.Die glanzvollen Partynächte von vor gut20 Jahren, als die Gassen von Donnerstag-bis Samstagnacht voller Feierndenwaren, sind vorbei. Gäste gehen wenigerin den Ausgang und konsumieren daherauch weniger, was die Betreibenden derNachtclubs zunehmend vor finanzielleSchwierigkeiten stellt. Auch in der PartystadtZürich zeigt sich ein ähnlichesBild. Eine Studie der «Bar & Club KommissionZürich» (BCK) zeigt: Zwischen2018 und 2023 sind die Umsätze in denZürcher Clubs deutlich zurückgegangen:Obwohl die Gästezahlen in den letztenfünf Jahren leicht zugenommen haben, istder Pro-Kopf-Umsatz von 45 Franken auf30 Franken gesunken.Rettet das TapTabZurück in Schaffhausen. Dort sorgteim August ein Instagram-Post des MusikraumsTapTab für Aufmerksamkeit.Mit den Worten «Rettet das TapTab!»wandte sich der Verein an seine Followerund bat um finanzielle Unterstützung.Sie beschrieben ihre Lage als eine«kleine, aber feine finanzielle Krise»und fragten um einen «Übergangsbatzen».Laut den Vereinsmitgliedern gibtes mehrere Gründe für die finanzielleSchieflage, wie sie auf der Spendenwebseiteschrieben. Einerseits seien dieGagen für Künstlerinnen und Künstlergestiegen, andererseits wurde die technischeAusstattung zunehmend komplexer.Zudem habe die Bereitschaft zurfreiwilligen Mitarbeit abgenommen.Für ihr ursprüngliches Ziel legten sieeine Summe von 10 000 Franken fest –War hier bis vor ein paar Jahren noch volle Tanzfläche garantiert, herrscht mittlerweile oft gähnende Leere. Verändertes Konsumverhalten, andereInteressen und Homepartys haben das Ausgangsdenken gegenüber früher entscheidend beeinflusst.Bilder: Salome Zulaufinnerhalb von nur zwei Stunden kamdiese zustande. Inzwischen haben sie sogarrund 54 000 Franken gesammelt.Der Konflikt mit der Generation ZAuch gegenüber vom TapTab, in derKammgarn, spiegelt sich die etwas angespannteSituation der SchaffhauserNachtclubszene wider. Besonders bei derGeneration Z wird festgestellt, dass dieseim Vergleich zu früheren Generationenseltener in den Ausgang geht.An diesem Novemberabend wirkt derHofplatz der Kammgarn dennoch belebt.Aus dem Inneren dröhnen die Bässeder Musikboxen, während drausseneinige junge Erwachsene in der Warteschlangestehen und sich auf die Partynachteinstimmen. Eine von ihnen istLaura (19). Sie geht etwa ein- bis zweimalim Monat in Schaffhausen aus und beschreibtsich selbst als Gelegenheitsausgängerin.«Was ich schade finde, ist, dasses in Schaffhausen nicht mehr so vieleOptionen gibt», sagt sie. «Vor allem seitder Übernahme des Orients durch neueBesitzer hat sich das Angebot grundlegendverändert. Mit dem neuen Konzept,das Veranstaltungen erst ab 20 odersogar 25 Jahren ausrichtet, ist der Clubfür viele junge Menschen als Ausgehmöglichkeitweggefallen.» Ähnlich siehtes auch Jonas (20), der zwar häufigerin Clubs geht, in Schaffhausen jedochschon lange nicht mehr unterwegs war.«Meine Freunde und ich gehen liebernach Konstanz. Dort ist es günstiger unddas Angebot ist grösser.» Zwar sei derWeg etwas länger, doch dies lohne sichseiner Meinung nach.Verändertes KonsumverhaltenDieses Verhalten macht sich auch beiden Betreiber der Kammgarn bemerk-bar. «Wir haben in den letzten Jahreneine Veränderung in der Partyszenewahrgenommen», sagt Pascal Bührer,Marketing- und Kommunikationsverantwortlicherder Kammgarn. Früherwaren Besucherzahlen von 800 Personenan einem Samstagabend keine Seltenheit.Heute sei es schwieriger, abzuschätzen,welche Veranstaltungen funktionieren.«Vor allem bei Partys ab 18 Jahrenhaben die Besucherzahlen stetig abgenommen»,sagt der Schaffhauser. DieNachfrage sei schon vor der Pandemiezurückgegangen, wurde aber durch dieseverstärkt. Neben rückläufigen Besucherzahlenbei den Partys ab 18 Jahren zeigensich auch Unterschiede im Konsumverhaltender verschiedenen Altersgruppen.Besonders Partys ab 16 Jahren bringendeutlich geringere Einnahmen, da Jugendlicheoft anderswo ihre Getränkekaufen. «Wir sprechen hier von einemPro-Kopf-Umsatz von etwa neun bis elfFranken», sagt der 41-Jährige. Dies seifrüher jedoch nicht anders gewesen, dadie Jugendlichen und jungen Erwachsenennicht so viel Geld zur Verfügunghatten. Generell hat sich das Konsumationsverhaltenverändert. «Nicht alkoholischeGetränke sind im Trend. Dasist grundsätzlich nichts Schlechtes, zeigtsich jedoch im Umsatz», sagt der Kommunikationsverantwortliche.Er vermuteteinen Zusammenhang mit dem aufSocial Media propagierten gesundenLebensstil. Hinzu kommen andere Prioritäten:Reisen, Teilzeitarbeit oder teureHobbys könnten ebenfalls dazu führen,dass im Nachtleben gespart wird.Mehr als nur ein ClubMittlerweile ist es kurz nach Mitternacht,die Warteschlange vor demKammgarn hat sich aufgelöst. Die letztenGäste betreten den Club, drinnensorgen laute Musik und bunte Lichterfür eine mitreissende Partystimmung.Etwa 300 Menschen sind an diesemSamstagabend gekommen.Für Pascal Bührer ist ein vielfältiges Angebotder Schlüssel, um die SchaffhauserPartyszene zu stärken. «Wir versuchen,ein breites Zielpublikum anzusprechenund verschiedene Partys, Konzerte oderTheateraufführungen zu organisieren»,sagt er. «Wenn etwas zu nischig ist, wirdes allerdings schwierig, genügend Interessiertein der Region zu finden.» Entscheidendsei ein vielfältiges Angebot,denn: «Es braucht unterschiedlicheClubs für verschiedene Zielgruppen,damit sich die Szene nicht gegenseitigKonkurrenz macht, sondern gemeinsamwieder wachsen kann.»Kulturkick für SchaffhausenEin breites Zielpublikum anzusprechen,ist auch das Ziel des Klub 8 an der Safrangasse.Wie viele andere Veranstaltungsortein Schaffhausen überlegen dieBetreiber des Klub 8, wie sie ihre Partykulturlebendig halten und langfristig relevantbleiben können. Dabei sehen sichdie Verantwortlichen nicht nur als Veranstalterdes städtischen Nachtlebens,sondern auch als aktive Mitgestalter derSchaffhauser Kulturszene.Fortsetzung auf schaffhausen24.ch.Alkoholkonsum inder SchweizDie Schaffhauser Nachtclubszene verändert sich, neben dem Angebot haben sich auch die Interessender jüngeren Generationen verändert.Mehr Besuchende, jedoch weniger Pro-Kopf-Umatz für die Clubszene.Grafik: sz., Quelle: BCKFrüher standen die Jungen beim Kammgarn nochSchlange. Heute kommt das nur noch selten vor.Laut einer aktuellen Erhebung desBundesamts für Statistik (BFS) konsumierenvier von fünf Personen inder Schweiz ab 15 Jahren Alkohol –ein Anteil, der seit 30 Jahren stabilgeblieben ist. Der tägliche Konsumist jedoch stark zurückgegangen:1992 tranken noch 20 Prozent derBevölkerung täglich Alkohol, 2022waren es nur noch 9 Prozent. ImGegensatz dazu zeigt die Erhebungeine Zunahme des Rauschtrinkens,das seit 2007 bei Frauen wie Männernansteigt. Besonders betroffensind junge Männer zwischen 15 und24 Jahren, von denen sich 31 Prozentmindestens einmal im Monat ineinen Rausch trinken. (sz.)
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