18FoKusBockBock aufKirche....und die Fenstersind von Kunz.Auch per LivestreamKunz Fenster AGFenster & HaustürenTelefon 052 645 03 03www.kunzfenster.chThemen-VorschauVagabundinVon Show zu Show reisen.Blick auf Joinville im Bundesstaat Santa Catarina in Brasilien. Die Kolonie entstand am 9. März 1851 unter dem Namen Colônia Dona Francisca. Das 1983 aus der Taufe geholte Tanzfestivalmauserte sich unterdessen zu einem der Grössten seiner Art – nicht nur in Brasilien, sondern in ganz Lateinamerika.Bild: Peter BaumerDas Denkmal mitten in Joinville erinnert an dieGründer aus der Schweiz. Bild: Peter BaumerEinst wanderten viele Schweizer ausDer 2006 gegründete Verein «Partnerschaft Schaffhausen Joinville» hat vom Regierungsrat den Leistungsauftrag das zwischen der Schweizerund brasilianischen Stadt bestehende Kooperationsabkommen mit konkreten Projekten umzusetzen. Ein Vorhaben lag schon länger in derSchublade und wurde jüngst umgesetzt: Unterrichtsmaterial zur Schaffhauser Beteiligung an der Gründung von Joinville.AUFKLÄRUNGSCHAFFHAUSEN/BR-JOINVILLESandro ZollerDas ganze Jahr hindurch Temperaturenvon über 20 Grad, üppige Vegetationmit Palmen und Blumen, welche auch imWinter blühen, in der Nachbarschaft desSüdatlantiks liegend und Einheimischemit Schweizer und Schaffhauser Nachnamen.Willkommen in Joinville, im SüdenBrasiliens. Aber was hat eine Stadt inLateinamerika mit der Eidgenossenschaftund der Munotstadt zu tun? Nun, vonden 739 Schweizerinnen und Schweizern,welche im 19. Jahrhundert einebeschwerliche Reise auf sich nahmen,um das Paradies auf Erden zu finden,stammten 444 Personen aus der RegionSchaffhausen. 1855 kamen unter anderemaus Thayngen Jakob Kummer, JohannOgg und Johann Stamm nach Brasilien.Somit ist die einstige «Colônia DonaFrancisca», geschichtlich betrachtet, engmit Schaffhausen verknüpft. Damit irgendwannnicht nur die Schweizer Nachnamen,vieler Bewohner von Joinville, dieletzten Erinnerungsschnipsel an die einstigeHeimat sind, wurde 2006 der «VereinPartnerschaft Schaffhausen Joinville» insLeben gerufen.Paradies oder doch Hölle auf ErdenDie im 19. Jahrhundert ausgewanderten Eidgenossenwollten der herrschenden Misereentkommen und in den Tropen ein StückGarten Eden finden. Den wirtschaftlichausgehungerten Familien wurde das Blauevom Himmel versprochen. «Die Auswandererfanden aber nicht das Paradies vor,so wie es ihnen die Schlepper versprochenhatten, sondern eine schwierige Natur mitungewohntem Klima. Mit nichts in der Taschefingen sie wieder bei null an und musstensich erneut verschulden», schildert der76-jährige Alt-Nationalrat und VereinsvorstandHans-Jürg Fehr, aus Schaffhausen, diedamals prekäre Situation. Im Sumpfgebietmitten im dichten atlantischen Regenwaldwurden die Neuankömmlinge zum Spielballder Interessen der brasilianischen Regierung,einer deutschen Kolonisationsfirma sowieder Schweizer Gemeinden, die ihre Reisevorschüssezurückerhalten wollten, beschreibtder brasilianische Historiker Dilney Cunhadie unverblümte Realität in seinem Buch«Das Paradies in den Sümpfen». Erst dieEnkelgeneration bekam so richtig Boden unterden Füssen, wodurch Joinville, benanntnach dem Mann der damaligen kaiserlichenTochter Dona Francisca, zur heutigen Industriestadtwurde. «Viele tragen weiterhinden Namen ihrer Schaffhauser Urahnen,aber nur noch wenige verstehen oder sprechendeutsch», erzählt Fehr dem «Bock».Verwandtschaftliche Beziehungen hätten ineinzelnen Familien, wie etwa bei den Baumeraus Herblingen, bis heute Bestand.Näher zusammenrücken«Ein spezielles Element der Partnerschaft istder Austausch von Kulturschaffenden, die jeweilsfür ein paar Wochen in der Partnerstadtleben und arbeiten», so der Vereinsvorstand.Vor zwei Jahren war die Thaynger MusikerinRegula Bernath Gästin in Joinville und dasJahr davor war der Joinvillenser KunstmalerPaolo Lindner zu Gast in Schaffhausen. Erbekam als Abschluss eine Ausstellung imVebikus. Was Bernath musikalisch, kulturellund gesellschaftlich in Joinville und Curitibaerlebte, ist dem Blog auf ihrer Website,regulabernath.ch/joinville, zu entnehmen.Das erste Highlight in der Vereinsgeschichte,gemäss Fehr: «Sicherlich die Verfilmungdes Buches ‹Das Paradies in den Sümpfen›.Der Film heisst ‹Suiços brasileiros› und wirdim Rahmen der kommenden Ritzmann-Ausstellung in Thayngen zweimal gezeigt.»Das zweite Highlight sei der Austausch imBereich Ballett gewesen. Zuerst gastierte das«Bolshoi-Ensemble Joinville» zweimal imausverkauften Stadttheater Schaffhausen.Im darauffolgenden Jahr ging die «CinévoxJunior Company» aus Neuhausen amRheinfall in Joinville und in umliegendenStädten auf eine erfolgreiche Tourneé.Viele sollen davon Wind bekommen«Die Idee spukte schon lange in unserenKöpfen herum. Wir mussten aber zuerst dieFinanzierung sicherstellen. Das brauchteeine gewisse Zeit», so der Alt-Nationalrat.Die Vorarbeiten lagen pfannenfertig in derSchublade. Als feststand, dass der Kanton40 Prozent sowie die Kantonalbank, GeorgFischer und die Milton Ray Hartmann-Stiftung zusammen 20 Prozent der Kostenübernehmen, konnte mit dem «Kochen»begonnen werden. «Wir sind überzeugt,dass es wichtig ist, dieses Stück SchaffhauserGeschichte auch den nachwachsenden Generationennäher zu bringen. Und was gibt esBesseres, als dies über den Schulunterricht zutun?» Um bei den Lehrkräften zu punkten,brauche es ein überzeugendes und professionellesAngebot. Dies konnte durch dasin Schaffhausen domizilierte Unternehmen«Abalir» gewährleistet werden. Sie besitzebei den Lehrpersonen einen tadellosen Ruf.Die Vorgaben des Vereins seien darin bestanden,dass Schülerinnen und Schülersowie sonstige Interessierte aus den interaktivenund spielerischen Elementen erfahren,warum die Menschen damalsauswanderten, wie sie reisten, was sie dabeierlebten, weshalb sie gerade den SüdostenBrasiliens auswählten, was sie da erwarteteund ob sich ihre Hoffnungen erfüllten.Das Material enthält Filmsequenzen, Podcastsund Texte. Hinzu kommen Komnentarefür die Lehrpersonen und einSchülerbereich. Im Maximum biete dasMaterial Stoff für eine ganze Projektwocheauf Oberstufen-Niveau.Bewusstsein stärken«Die Unterlagen sollen historisches Wissenvermitteln. Parallel dazu dienen sieebenfalls der Förderung des Problembewusstseinsfür die heutige Migration,welche oft ihre Wurzeln in denselbenUrsachen hat, wie die Schaffhauserischevor 150 Jahren», hält Hans-Jürg Fehr fest.Deshalb habe die Auswanderungsgeschichteeinen klaren Gegenwartsbezug.Wer brasilianische Luft in Schaffhauseneinatmen möchte, geht in den Allerheiligen-Antikgarten. Dort befinden sich die in derjoinvillensischen Gärtnerei Agricola da Ilhaeigens für die Schaffhauser gezüchtete«Taglilie Hemerocallis Schaffhausiensis».Hier ist das Material zu finden:classroom.ch/kurse/3105-joinville-und-der-traumvon-uebersee50 Jahre nach der Einwanderung: Die Töpferei der Familie Baumer. Den grössten Teil derKolonialbevölkerung machten die Schweizer aus.Bild: Stadtarchiv JoinvilleAlt-Nationalrat Hans-Jürg Fehr, Vorstand desVereins Partnerschaft SH-Joinville. Bild: zVg.Joinville ist heute eine moderne Stadt mit über 600 000 Einwohnern und der grössten Industriedes Bundesstaates. Die Region soll nun auch für den Tourismus erschlossen werden. Bild: zVg.
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