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Bock E-Paper 2025 KW16

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16FoKusBockFreitag, 16. Mai 2025IWC Arena, Freizeitpark KSS, SHSchaffhauser TischmesseUnternehmen jetzt anmeldenwww.tischmesse.shBock aufKirche.Auch per LivestreamThemen-VorschauSH ehrt seinen EuropameisterSchienenverkehrZüge im Mittelpunkt.Nach 78 Jahren kehrt der EM-Titel im Eiskunstlaufen wieder zurück in die Schweiz. Lukas Britschgi brillierte im Februar in der estnischenHauptstadt Tallinn mit seiner Kür und schrieb damit Schweizer Sportgeschichte. Am vergangenen Samstag wurde dieser Erfolg im«Meetingpoint» gefeiert. Im Gespräch mit dem «Bock» blickt Lukas Britschgi auf bewegte Monate zurück.Die Mutter von Lukas Britschgi unterrichtete selbst auf dem Eis. Dadurch kam er bereits früh damit in Berührung.Bild: zVg.Wenn er nicht am Trainieren ist, geniesst der Europameister die freie Zeit in Schaffhausen. Bild: sz.EISKUNSTLAUFSCHAFFHAUSENSalome ZulaufEs ist gut zweieinhalb Monate her, dassSportinteressierte von ganz Europa nachTallinn blickten. Am 1. Februar standen diebesten Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläuferim Rahmen der diesjährigen Europameisterschaftim Rampenlicht – darunterauch der Schaffhauser Lukas Britschgi. Nacheinem durchzogenen Kurzprogramm rechnetennur wenige damit, dass er sich nochauf einen Podestplatz vorkämpfen würde.Doch in der Kür brillierte er – mit Eleganzund Präzision. An diesem Tag stimmte einfachalles: Der 27-Jährige lief sich mit seinerDarbietung an die Spitze und holte – nach78 Jahren – erstmals wieder EM-Gold fürdie Schweiz im Eiskunstlaufen.Ehrung für EM-GoldAm vergangenen Samstag wurde dieserhistorische Erfolg im «Meetingpoint»auf dem Herrenacker gewürdigt. Familie,Freunde und Fans waren ebenso anwesendwie Vertreterinnen und Vertreter aus Politikund Sport. Mélanie Pauli, Panathlon-Club-Präsidentin, eröffnete den Anlass mit einerkurzen Rede und einem Rückblick auf denersten Februar: «Ich möchte nicht nur deinenErfolg an der Europameisterschaft ehren,sondern deinen ganzen Weg dorthin.Alle Ups und alle Downs. Ich werde niedeinen Blick vergessen – kurz bevor deineKür begonnen hat.» Auch StadtpräsidentPeter Neukomm und Regierungsrat undSportminister Patrick Strasser gratuliertendem Europameister. «Der 1. Februar warein ganz besonderer Tag – nicht nur für denSchweizer, sondern auch für den SchaffhauserSport», sagt Patrick Strasser. «AlsSchaffhauser Regierungsrat darf man nurselten einen Europameister ehren.»Lukas Britschgi im InterviewWie blickt Lukas Britschgi auf seine bislangerfolgreichste Saison zurück? Im Gesprächmit dem «Bock» erzählt der 27-Jährige vonden Höhen und Tiefen der vergangenenMonate – von der Verletzung, über das EM-Gold bis hin zur Weltmeisterschaft und derOlympiaqualifikation in Boston.«Bock»: Das Jahr 2025 startete für dichturbulent – Verletzung und EM-Gold.Hättest du Ende 2024 damit gerechnet?Lukas Britschgi: Nein – ehrlich gesagthätte ich das nie erwartet. Mein Ziel war es,die Saison irgendwie durchzustehen undan der Weltmeisterschaft in Boston einenQuotenplatz für Olympia 2026 zu sichern.Dass ich dann an der EuropameisterschaftGold hole, damit habe ich wirklich nichtgerechnet. Gerade zu Beginn der Saisonwar das Training wegen einer Knieverletzungsehr schwierig – ich kam kaum ineine Routine. Der Jahresabschluss bei denSchweizermeisterschaften lief zwar gutund hat mir nochmals Motivation undZuversicht gegeben. Im Januar konnte ichdann endlich wieder richtig trainieren –das hat sicher geholfen.Nach dem Kurzprogramm an derEuropameisterschaft lagst du auf demachten Platz und dann plötzlich aufdem ersten – was ist da passiert?Britschgi: Im Kurzprogramm habe ich Fehlergemacht, mit denen ich eigentlich nichtgerechnet hatte – und die haben mich einigePunkte gekostet. Im Training lief das Kurzprogrammzuvor meistens besser als die Kür,deshalb war das schon etwas überraschend.Nach dem Lauf war aber schnell klar: DerRückstand aufs Podest war nicht riesig. Ichhabe mir trotzdem nicht eingeredet, dassnoch eine Medaille drin liegt – das hätte nurzusätzlichen Druck erzeugt. Ich bin deshalbrecht locker in die Kür gestartet, obwohl ichwusste, dass es anstrengend wird und ichElement für Element kämpfen muss. AmEnde hat es irgendwie funktioniert.«Was ging dir durch den Kopf,als du auf dem Podest standest?»Britschgi: Ab dem Moment, in dem klarwar, dass ich eine Medaille bekomme, waralles für mich überwältigend – eine regelrechteFlut an Emotionen. Ich hatte überhauptnicht mit diesem Sieg gerechnet, fürmich kam das völlig unerwartet. Als ichdann auf dem Podest stand, habe ich versucht,mir diesen Moment einzuprägen,um ihn in Erinnerung zu behalten. Auchim Nachhinein wird das wahrscheinlicheiner der Erfolge meiner Karriere sein, wasmir niemand mehr nehmen kann.Britschgi: Das hat sich bei mir in denletzten Jahren verändert. Früher fiel es mirdeutlich schwerer, mit Druck umzugehen– vor allem mental. Man macht sich vieleGedanken, stellt sich selbst unter Druck.Aber ich habe gelernt, damit umzugehenund solche Phasen durchzustehen. Die letzteVerletzung kam allerdings zu einem sehrungünstigen Zeitpunkt – direkt vor derVorbereitung auf die WM und die Olympiaqualifikation2026. In dieser Phase nichtzu wissen, ob man überhaupt teilnehmenkann, war zusätzlich belastend.Was hilft dir, neben dem Trainingauf dem Eis abzuschalten?Britschgi: Sobald ich die Eishalle verlasse,ist für mich Schluss. Natürlich spreche ichmanchmal mit Freunden oder meiner Familieüber das Eiskunstlaufen, aber grundsätzlichversuche ich, in meiner Freizeit nichtan ein schlechtes Training zu denken. Ichschalte ab und konzentriere mich auf andereDinge – zum Beispiel auf mein Studium.Im Eiskunstlaufen gibt es sowohl dasKurzprogramm als auch die Kür – beidebeinhalten verpflichtende Elemente.Wie viel von dir steckt in der Choreografie?Britschgi: In beiden Programmen stecktviel von mir selbst drin. Natürlich gibt es gewissevorgegebene Elemente wie bestimmteSprünge oder Pirouetten, aber in der Artund Weise, wie man sie umsetzt und verbindet,hat man sehr viel gestalterischenFreiraum. Gemeinsam mit meinem Choreografenund meinem Trainer entwickleich Programme, die nicht nur technischstark sind, sondern auch eine gewisse Tiefehaben – wie zum Beispiel mein Kurzprogramman der EM, in dem wir Elemente derGebärdensprache eingebaut haben.Wenn du zurückdenkst: Was warder Moment, in dem du wusstest– ich will Eiskunstläufer werden?Britschgi: Zum Eiskunstlaufen kam ichdurch meine Mutter, die selbst auf dem Eisunterrichtete – so kam ich schon früh mitdem Sport in Berührung. Mit 18 Jahren entstanddann der Traum, einmal an den OlympischenSpielen teilzunehmen. Irgendwanntraf ich die Entscheidung, nach Oberstdorfzu ziehen, um mein Training dort weiterzuführen.Das war ein grosser Schritt, mit demich mich ganz bewusst auf meine sportlicheKarriere fokussiert habe. Ich hätte nie gedacht,dass ich einmal so weit komme.Was sind deine persönlichenZiele für die Zukunft?Britschgi: Den ersten Schritt habe ich bereitsgeschafft – die Olympiaqualifikationfür 2026. Dort wäre es ein Traum, ein Diplomzu holen und unter die besten Acht zukommen. Ob noch mehr möglich ist, wirdsich zeigen. Auch bei der EM und WM imnächsten Jahr wird es nicht einfacher. Aberich bin überzeugt: Wenn ich mich weiterentwickle,liegt auf jeden Fall eine Medaille drin.Was bedeutet es dir, dass durch deinen Siegeine Randsportart wie das Eiskunstlaufenplötzlich schweizweit und medial so vielAufmerksamkeit erhalten hat?Britschgi: Gerade nach der EM war die Medienpräsenzenorm. Ich glaube, ich hatte ersteine Woche nach dem Sieg zum ersten Malwirklich ein paar Stunden für mich. Trotzdemwar es natürlich schön zu sehen, wie vielAufmerksamkeit das Eiskunstlaufen plötzlichbekommen hat – nicht nur in Schaffhausen,sondern in der ganzen Schweiz. Füreine Sportart, die sonst eher eine Randsportartist, war das schon etwas Besonderes.Mit Gold hätte der 27-Jährige niemals gerechnet, daher war es für Lukas Britschgi umsoüberraschender, als er die Medaille in den Händen hielt.Bild: zVg.Aufgrund deiner Verletzung konntest du nichttrainieren. Wie bist du damit umgegangen?Am vergangenen Samstag fand im «Meetingpoint» die Ehrung von Lukas Britschgi zu seinemEM-Gold statt.Bild: Salome Zulauf

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