Offizielles Organ des Schaffhauser Bauernverbandes und seiner Fachsektionen | Nr. 42 | Dienstag, 04. November 2025schaffhauser bauerSchwarzerDaumenHOF-GEZWITSCHERNICI PETERDer Herbst istdefinitiv beiuns eingetroffen.Bei mir zu Hauseruft jetzt allesnach Ernte – alsoim kleinen Sinn.Wir haben nur ein paar Obstbäumeund Kräuter. Platz im Garten wärefür mehr vorhanden; es fehlt schlichtwegan Interesse, Zeit und Wissen.Unser Garten ist deshalb ein Paradiesfür alles: für eine Brombeerenplage,für Falken, die unsere Tanne fürkurze Zeit als Liebesnest nutzten, füreine Moos- und Pilzaufzuchtstätteund im Sommer hatten wir gar eineIgelparty mit nicht weniger als vierbeteiligten Exemplaren. Und ehrlich,mit meinem schwarzen Daumen ist esschwierig überhaupt etwas Pflanzlichesvom Überleben zu überzeugenund wenn, dann kommt das Falsche.Was im Haushalt Peter hingegenmeist gut gedeiht, sind Kräuter.Bereits zum zweiten Mal habe icheine Artemisia-Pflanze geschenktbekommen. Dieser Pflanze werdenheilende Kräfte nachgesagt. EineBäuerin erzählte mir, sie habe einKalb mit Lungenentzündung gehabt.Nichts habe geholfen. Schliesslichbegann sie, täglich etwas Artemisiain die Milch zu geben – und balddarauf erholte sich das Tier sichtbar.Meine letzte Artemisia habe ichgetrocknet und gebe immer etwasdavon in Saucen und Suppen. Ob eshilft? «Nützts nüt, so schads nüt»,ist da meine Devise. Jetzt ist dienächste Pflanze dran – und ich binauf der Suche, was ich daraus machenkönnte. Der Gefrierschrank ist nämlichschon voll mit Basilikum-Pesto.Anfangs Sommer hatte ich mir einekleine, feine Basilikumpflanze insHaus geholt und nach bestem Wissengepflegt – nun ja, so gut es mit meinemschwarzen Daumen eben geht.Während meiner Sommerferien übernahmmeine Mutter – mit eindeutiggrünerem Daumen – die Pflege. Alssie mir den Basilikum zurückgab, wardaraus ein richtiger Busch geworden.Ich konnte es kaum fassen! MeineMutter gestand mir kürzlich, dass«mein» Basilikum gar nicht mehr derursprüngliche war. «Der war tatsächlichnicht mehr zu retten», meinte sielachend. Also gut, hätten wir das mitden Kräutern und dem schwarzenDaumen auch geklärt. Bin ich froh,dass es unsere Bauernfamilien gibt,die es um Längen besser können alsich und dank denen die Teller imHause Peter nicht leer bleiben.Anzeigesolarbau LOWELsolarbau LOWELgmbhSonnenbatterieSonnenbatteriejetzt bei uns erhältlichjetzt bei uns erhältlichsolarbau LOWEL gmbhTobelraastrasse solarbau LOWEL 10 gmbhBetriebsübergabe andersWenn die Kinder den Hof nicht übernehmen, braucht es neue Wege. Regina und Hansruedi Stamm zeigen,wie eine Betriebsweiterführung gelingen kann – auch ohne Generationenwechsel im klassischen Sinn.HOFÜBERGABESCHLEITHEIMNici PeterKuhglocken sind rund um den Bauernhofzu hören – und die dazugehörigen Tiereselbstverständlich auch. Hin und wiedermuht es, und ein Traktor fährt über denHofplatz. Die Grotwis in Schleitheim liegtganz hinten im Bächital, leicht erhöht mittraumhaft weitem Ausblick. Dort oben,in einem grossen Bauernhaus, leben Reginaund Hansruedi Stamm. Nein, nichtschon immer. Aber fast. Hansruedis Elternsiedelten aus und zogen 1958 vom DorfkernSchleitheim hinauf auf die Grotwis– Hansruedi war damals vierjährig.Heute ist er 71 Jahre alt und pensioniert.Noch immer lebt er mit seiner Frau aufdem Hof, noch immer leben Tiere dort.Der Betrieb gehört nach wie vor der FamilieStamm, Ställe und Land allerdings sindverpachtet, an den Nachbarn, mit demschon zuvor eine enge Zusammenarbeitbestand. Denn die drei erwachsenen Kinderder Familie hatten andere Pläne als indie Landwirtschaft einzusteigen.«Nicht nur war früh klar, dass keines derKinder den Hof übernehmen möchte. Eswar auch schlicht nicht möglich, von derdamaligen Betriebsgrösse im Vollerwerbzu leben», sagt der pensionierte Landwirt.Hansruedi führte den Hof viele Jahre imNebenerwerb – parallel dazu war er Gemeindepräsident.Seine Frau Regina machtevon Beginn an deutlich: «Ich bin dieFrau eines Bauern – aber keine Bäuerin.»Sie arbeitet seit Jahren als Lehrerin und imSchulsekretariat der Schule Randental.Enges Miteinander mit dem NachbarnSchon früh gingen Stamms mit dem Nachbarneine Fruchtfolge-Gemeinschaft ein.Jeder setzte andere Kulturen, was sich idealergänzte. Einige Jahre vor der Pensionierungfragte der Nachbar, ob man nichteine Betriebsgemeinschaft gründen wolle,um die Zusammenarbeit zu intensivieren.Stall und Scheune wurden saniert, Liegeboxenund Laufhof eingerichtet, ideale Bedingungenfür die Rinderaufzucht.Hansruedi arbeitet weiterhin mit auf demBetrieb und unterstützt bei der Betreuungder Aufzuchttiere, beim Heuen, beim Säenoder wenn auf dem Feld Not am Mannherrscht. Geht die Nachbarsfamilie in dieFerien, überbrückt er zusammen mit denLehrlingen. Seit vielen Jahren schon, funktioniertdieses Modell. Was ihm besonderswichtig ist: «Unsere damalige Betriebsgrösseist für die heutige Zeit einfach zu klein.»Der Hof bleibtDer Verkauf des Hofes stand nie zur Diskussion.Die Grotwis ist ihr Zuhause undauch für die Kinder war ein Verkauf niegmbhHansruedi und Regina Stamm geniessen den Blick über die Wiese hinter ihrem Bauernhof Grotwis. Statt den Hof an die nächste Generation zuübergeben, gingen sie andere Wege. Trotzdem bleibt die Grotwis im Besitz der Familie – ein Herzensanliegen für alle.Bild: Nici Peterein Thema. Langfristig wäre es denkbar,dass eines der Kinder den Hof bezieht. Indiesem Fall würden Regina und Hansruediins Dorf ziehen. Dazu Regina: «Ich sagtefrüher immer, sobald ich pensioniert bin,ziehe ich ins Dorf. Heute muss ich ehrlichsagen: Die Grotwis würde mir fehlen – ichkann es mir kaum mehr vorstellen». Vorerststehen ohnehin noch Sanierungen an– die Küche wurde kürzlich erneuert, dasBadezimmer folgt bald.Dass keines der Kinder die Landwirtschaftübernehmen wollte, war kein Schock, sonderneine Entwicklung, die die Eltern nichtbelastet. «Wir sind ja immer noch hier. DieLandwirtschaft ist noch da. So viel hat sichfür uns gar nicht verändert,» sagt Hansruedi.«Die Kinder waren früher immerbei den Arbeiten dabei – aber erpicht daraufwaren sie nie», sagt Regina. Zwingenwollten die Eltern niemanden. Und trotzdem:Als die Pensionierung näher rückte,fragten sie alle drei Kinder nach ihren Plänenund es war klar, dass verpachtet, abernicht verkauft werden soll.«Ich brauche das Hinwischenvom Futter»Die Tiere spielen für Hansruedi weiterhineine zentrale Rolle. «Ich freue mich,sie richtig und gut füttern zu können undzu sehen, wie sie wachsen.» Regina lacht:«Er muss mehrmals täglich «Futter herewüsche».Wenn wir irgendwo hingehen,dann vorher und nachher.»Gerade die Aufzuchtstiere nehmen einenhohen Stellenwert ein auf der Grotwis: DieKälber verbleiben zunächst beim Nachbarn– dort durchlaufen sie ihren «Kindergarten».Danach kommen sie auf die Grotwis,wo sich Hansruedi Tag für Tag um ihreAufzucht kümmert. Die männlichen Tierebleiben, bis sie rund 300 Kilogramm schwersind, und wechseln dann als Remonten ineinen Weidebetrieb. Die weiblichen bleibenauf dem Hof, bis sie zum Abkalben auf denMilchviehbetrieb gehen.Nicht nur schöne ErinnerungenDie jährliche Rindergrippe, die früher inStamms Stall um Weihnachten oft auftratoder als die Schweine an einer Infektionskrankheiterkrankten und alle geschlachtetwerden mussten, sind ihm bis heute inschlechter Erinnerung: «Solche Momentevermisse ich nicht.»Es sind rückblickend aber mehr schöne Momenteim Gedächtnis geblieben. «Für michsind die schönsten Erlebnisse jene, die wirals Familie auf dem Hof hatten: Ballen ladenim Sommer, Heuen im Frühsommer»,sagt Regina. «Wir hatten einen Hund, immerjunge Katzen – eine Zeit lang sogar Eselfest: «Ich finde, er ist gelassener geworden.solarbau Er geniesst es und macht LOWELdas, was er will.»solarbau LOWELmit mehreren Geburten. Dass die Kinder alldas miterleben konnten war wunderbar.»gmbhSonnenbatteriewenn alles brachliegen würde.»Sonnenbatteriejetzt bei uns erhältlichjetzt bei uns erhältlichsolarbau LOWEL gmbhsolarbau LOWEL gmbhTobelraastrasse 10Tobelraastrasse 108212 Neuhausen 8212 NeuhausenTel +41 52 672 Tel 55+41 52 52 672 55 52Solarenergie vom Landwirt – sauber, nachhaltig, lokalGut geregelt – für beide SeitenDie Nachfolgeregelung wurde professionellbegleitet. «Alles, was mit dem Betriebzu tun hat, haben wir mit dem Treuhandbüroabgestimmt. Pachtverträge undÜbergabe sind klar geregelt – und laufenüber längere Zeit. Das empfehle ich jedem:rechtzeitig und korrekt alles zu regeln.»Die Lösung mit dem Nachbarn war für sieideal. «Eine Pächterfamilie zu suchen oderden Betrieb anderweitig zu verpachten,wäre für uns nicht infrage gekommen.»Hansruedi empfiehlt, wenn keine Nachfolgeinnerhalb der Familie ersichtlichwird, sich frühzeitig mit dem Thema zubeschäftigen. Falls verpachtet oder verkauftwerden muss, sei es wichtig, loslassenzu können. «Wer merkt, dass niemandübernimmt, sollte sich früh mit dem Gedankenauseinandersetzen. Dann wird dasLoslassen einfacher.»Arbeiten ohne StressWas würden sie heute anders machen?«Nichts – definitiv nichts.» Regina ergänzt:«Wir sind hier, aber trotzdem unabhängig.»Hansruedi sagt: «Wenn ichmal nicht zu Hause bin, ist das völlig inOrdnung. Ich setze noch Bäume, bin inder Werkstatt, koche und putze im Haus.Langweilig wird es mir nicht.» Regina stelltHansruedi stimmt dem zu und ergänzt:«Ich habe wirklich keinen gmbhStress mehr.»Für die Grotwis wünschen sie sich, dasssie weiterhin genutzt wird – mit Tieren,mit Leben, mit Nutzen. «Es wäre schade,www.solarbau-lowel.ch www.solarbau-lowel.chsolarbausolarbau LOWEgSonnenbatterie Sonnenjetzt bei uns jetzt erhältlic bei usolarbau LOWELsolarbau gmbh LOWELTobelraastrasse 10Tobelraastrasse 108212 Neuhausen 8212 NeuhausenTel +41 52 672 55 52Tel +41 52 672 55www.solarbau-lowel.chwww.solarbau-lowe
Offizielles Organ des Schaffhauser Bauernverbandes und seiner Fachsektionen | Nr. 42 | Dienstag, 04. November 2025 23schaffhauser bauerLANDFRAUEN ECKERoundup im Wilden WestenAm 18. Oktober durfteich in Kanada mithelfenbeim Treiben und Sortierenvon 3500 StückRinder. Es war Zeit, sievon der gemeinschaftlichenSommerweidenach Hause zu bringen. Dabei zu sein fühltesich an, wie in einem Western Film!12 000 Hektare WeideMeine Schwester und ihr Mann sind Rancher.Ein Grossteil ihres Viehs verbringtden Sommer jeweils auf der Sunset PrairieCommunity Weide. Etwa 20 Rancherhalten ihre Rinder auf der 12 000 Hektargrossen Weide (ein grosser Teil davon istleichter Wald). Manchmal sind es mehr als2000 Mutterkühe mit ihren Kälbern. DiesesJahr waren es nur etwa 1800. Durch dieTrockenheit der letzten zwei Jahren wurdedas Wasser und Futter eher knapp.Um 5.30 Uhr wurde ich abgeholt. Als wireineinhalb Stunden später am Sammelplatzankamen, war die Sonne noch nichtzu sehen. Vier Quads wurden von einemAnhänger abgeladen, andere standen bereit.Range Riders sagt man denen, welcheihre Quads zum Treiben benutzen. Michfaszinierten die Cowboys und Cowgirls aufihren Pferden, es waren sicher etwa 20. DieRinder wurden über die letzten Wochenaus dem Wald geholt und auf eine grosseWeide getrieben. Jetzt galt es, diese Herde2.5 Kilometer zum grossen Sammel- undSortier Corral, oder Pferch, zu bewegen.Je mehr Rinder, desto dichterDie bald von der Morgensonne überflutetenFluren waren übersät von Rindern inallen Farben. Ihr Gebrüll füllte das Tal, eswürde das bestimmende Geräusch des Tagessein. Klar, dass sie aufgeregt und nervöswaren. Zeitweise schwappten die Euter derKühe hin und her, welche von den Cowboysund Range Riders getrieben wurden.Die Kälber rannten hinter den Müttern her.Je näher die Rinder zum Corral kamen,desto dichter rückten sie zusammen, bis sieein geschlossenes Gedränge aus schwarzen,roten, braunen und weissen Rücken bildeten.Cowboys und Range Riders ritten ruhighinterher. Welch wunderschönes Bildim goldenen Licht des frühen Morgens.Der richtige MomentDas Sortier Corral ist auf dem neuestenStand der Technik und wurde von FrauTempel Grandin als eine der tierfreundlichstender Welt bezeichnet. Innen dergrosse runde Pferch, von da werden dieTiere einzeln durch einen Gang demPferch entlang getrieben. Dahinter hat esunzählige kleinere Pferche. Zu jedem gibtes ein Tor. Aufgabe der Produzentinnenund Produzenten und ihren Helferinnenund Helfern (darunter auch ich) war es,diese Tore im richtigen Moment aufzureis-TAG DER PAUSENMILCH3500 Stück Rindvieh im Corral, in der MitteCowboy Gilles Turcotte. Bild: M. Stammsen, um die eigenen Tiere in die richtigenPferche zu bringen. Wir standen auf einererhöhten Plattform, also über den Tieren,dadurch waren wir niemals in Gefahr.«Meine» Rancher Familie hatte vier derPferche. Eins für die Kühe, eins für die Kälber,eins für die Rinder und eins für alleswas die ersten drei nicht erwischten. «UnsereTiere» hatten alle die Nummer 44.Der Vorderste unserer Leute schrie jeweils:«Kuh kommt», usw. Wenn ich «Rindkommt!» hörte, musste ich genau aufpassen.Die Tiere kamen meist dicht gedrängtdurch den Gang, manchmal rannten sie.Ich musste im genau richtigen Moment aufmachen,damit die Nummer 44 und nichtetwa die 66 in den Pferch kam. Es klapptenicht immer. Dafür hatten wir CowboyArly und sein Pferd Cactus. Eine Kuh aus20 anderen aus einem engen Pferch herauszu sortieren, ist sicher nicht einfach. FürArly und Cactus schien es ein Leichtes. DenBeiden bei der Arbeit zuzuschauen war wiePoesie. Pferd und Reiter waren eine Einheit,ihre Bewegungen so ruhig und flüssig.Bissiger Wind bei zehn GradMeine Schwester hatte Berge von Sandwichesgestrichen und belegt, Snacks wieMüesliriegel und Käsestangen gefertigt.Heisser Kaffee aus Thermoskannen tatwohl – es wehte ein bissiger Wind und eswurde maximal zehn Grad warm. Ich wardankbar für den isolierten Overall und dieHandwärmer in den Handschuhen. Dieersten Tiere kamen um neun Uhr durchden Gang, die letzte Kuh um 14 Uhr. Aufeinmal war der riesige Pferch in der Mitteleer. Für die meisten Mitarbeiter war dieArbeit jetzt getan. Nicht für die Rancher.Sie waren den ganzen Tag daran, die sortiertenTiere in die bereitstehenden Tiertransporterzu laden. Bis der letzte LKWabfuhr, war es schon dunkel.Zurück auf der Ranch durften die Kälberwieder zu ihrer Mutter und alle konntensich von den Strapazen des Tages erholen.Das Gleiche galt auch für die RancherFamilien und ihre Mitarbeiter. Ich fühlemich privilegiert, dass ich diesen Tag erlebendurfte. Marianne Stamm40 Liter Milch in SchaffhausenOb warme oder kalte Milch, viele Kinderkamen auch 2025 in den Genuss. Bild: SHBVSeit über zwei Jahrzehnten sorgt der Tagder Pausenmilch für Freude und kleineGenussmomente auf Schweizer Pausenplätzen.Am 30. Oktober war es wiederso weit: Zahlreiche engagierte «Pausenmilchfrauen»des SchweizerischenBäuerinnen- und Landfrauenverbandsschenkten den Kindern in der grossenPause Milch aus – und brachten damitAbwechslung und ein Stück gelebte Traditionin den Schulalltag. Die Teilnahmeist freiwillig: Schulen entscheiden selbstüber die Durchführung.Im Kanton Schaffhausen wurden 2024 an31 Standorten insgesamt 3919 Kinder mitfrischer Milch versorgt. Gesamthaft fast400 Liter wurden ausgeschenkt. Nici Peter2. SCHAFFHUUSER HOF-HÖCKWenn der Hof den Besitzer wechseltEine Hofübergabe ist mehr als ein Vertrag, sie ist ein Generationenprojekt.Beim zweiten Schaffhuuser Hof-Höck zeigten Fachleute und Beteiligte worauf esankommt, damit der Generationenwechsel ohne grössere Reibungen gelingt.In der Werkstatt der Familie Winzeler in Barzheimwurde spürbar, was eine Hofübergabebedeutet: Loslassen, Verantwortung undviele Gespräche gehören dazu. Ein aktuellesThema, das Jung und Alt interessiert. Nichtverwunderlich folgten rund 90 Interessierteder Einladung zum zweiten SchaffhauserHof-Höck, den der Schaffhauser Bauernverbandzusammen mit dem GVS und derAgrisano organisierte. Gastgeber DominikWinzeler steht mitten in diesem Prozess:Ab dem 1. Januar übernimmt er den elterlichenMilchviehbetrieb mit rund 50 Kühen,eigener Aufzucht und Mast sowie Ackerbaumit Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais. DieWertschöpfung soll auf dem Hof bleiben.Zu Beginn erinnerte Christian Müller, Präsidentdes Schaffhauser Bauernverbands,daran, dass früher oft vier Generationenauf einem Hof lebten: «Das war herausfordernd,aber auch eine grosse Bereicherung– gerade für Enkel und Grosseltern.Wer auf einem Landwirtschaftsbetriebaufwächst, erlebt die Natur, die Tiere unddas familiäre Miteinander auf eine Weise,die andere gar nicht kennen.»Übergaben wird zur GratwanderungDamit der Generationenwechsel gelingt,braucht es Fachwissen und Feingefühl.Treuhänder Walter Rahm von der TreunovaGmbH, seit Jahren spezialisiert auflandwirtschaftliche Nachfolgeregelungen,legte beim Hof-Höck die häufigsten Stolpersteineoffen. Sein Fazit: Eine Hofübergabeist kein kurzer Akt – sie sollte fünf biszehn Jahre im Voraus geplant werden.Die Stolpersteine im Überblick• Unklarer Rechtsrahmen: Ob Grundstückoder «landwirtschaftliches Gewerbe»– das BGBB setzt zwingendeVorgaben (Erb-/Verkauf, Zerstückelung,Bewilligungen, Höchstpreis). Wer den Statusfalsch einschätzt, riskiert teure Folgen.• Mehrfamilien- und Zusatzwohnungen:Nichtlandwirtschaftlich genutzteWohneinheiten werden nicht zum landwirtschaftlichenErtragswert. bewertet.Das kann den Ertragswert und die Finanzierungstark beeinflussen.• Preislogik und Zuschläge: ErtragsundVerkehrswert klaffen weit auseinander.Investitionszuschläge (neu 20 statt10 Jahre relevant) erhöhen den Kaufpreis– innerhalb der Familie verhandelbar,aber planungsrelevant.• Belastungsgrenze: Für Grundpfandrechtegilt eine gesetzliche Obergrenze.Mit der Revision steigt der Faktor beimlandwirtschaftlichen Ertragswert von1.35 auf 1.50. Das erleichtert Kredite,birgt aber auch Verschuldungsrisiken.• Vorkaufs- und Zuweisungsrechte:Wer selbst bewirtschaften «will undkann», hat Vorteile. Neu soll der Ehepartnerim Vorkaufsfall Vorrang vor Geschwister/Geschwisterkinderhalten.Anzeige• Rückkaufs- und Gewinnanspruch:Standard in vielen Verträgen, aber freiwilligzu Lebzeiten. Wer sie vergisst, öffnetdie Tür für Spekulation und Streit.• Steuern und AHV: Der Liquidationsgewinnist privilegiert besteuerbar (Art.37b DBG) – bleibt aber AHV-pflichtig.Der Zeitpunkt der Aufgabe der Selbständigkeitist entscheidend.• Direktzahlungen und Alter: Direktzahlungenwerden nur bis zum 65. Altersjahrausbezahlt – wer zu spät übergibt,verliert Ansprüche.• Wohnsituation: Das Mietmodell ist flexibelund EL-tauglich. Wohnrecht oderNutzniessung hingegen binden starkund bringen steuerliche Nachteile – ofteine ungewollte Doppelbelastung.Was die Teilrevision des BGBB bringtDer Bundesrat hat am 8. Oktober dieBotschaft zur Teilrevision des BGBB verabschiedet.Ziele sind: Selbstbewirtschaftung,Ehepartner und Unternehmertumzu stärken.Die wichtigsten Neuerungen:• Zuschlagsdauer für Investitionen neu20 Jahre.• Belastungsgrenze steigt auf 150 %.• Ehepartner erhält Vorkaufsrecht anzweiter Stelle.• klarere Regeln für Kapitalgesellschaften.• Diese Anpassungen wirken direkt aufFinanzierung, Preisbildung und Nachfolgeplanung.Tipps vom ExpertenFrühzeitig starten: Planungshorizont5–10 Jahre. Status klären, Ertrags- undVerkehrswerte korrekt ermitteln.• Rechte und Verträge ordnen: Vorkaufs-,Rückkauf- und Gewinnansprüche klarregeln.• Finanzierung realistisch planen: Belastungsgrenze,Investitionen sowieFinanzier- und Tragbarkeit gemeinsambetrachten.• Steuern und AHV optimieren: Zeitpunktund Form der Übergabe sorgfältigwählen.TISCHHAUSER— FORST & HOLZ —Jetzt aktuell Brennholz zu verkaufenLaubholz oder Nadelholz in verschiedenen LängenWaldpflege Holzschläge BaumpflegeGartenholzerei Spezialholzerei KranfällungenDie Familie Winzeler lud auf ihren Hof ein: v. l. n. r. Lara, Brigitte mit Enkelin Leni, Urs, Simonund hinten Dominik. Der dritte Sohn, David, fehlt auf dem Foto.Bild: Nici PeterSchaffhauserstr. 2478222 Beringen079 / 883 56 85www.tischhauser-forst.ch• Direktzahlungen sichern: Übergaberechtzeitig vor dem 65. Geburtstag abschliessen.• Wohnsituation lösen: Mietmodell bevorzugen,steuerliche Fallen vermeiden.• Versicherung und Vorsorge prüfen: Taggeld,Invalidität, Altersvorsorge – frühabschliessen.Wissen, Offenheit und VorsorgeZum Abschluss erinnerte Virginia Stoll,Geschäftsführerin des Schaffhauser Bauernverbandsund mitten in der eigenenHofübergabe, dass dazu auch die persönlicheAbsicherung gehört: «Bitte schautdie Versicherungen frühzeitig an: Vorsorge,Taggeld, Unfall, Erwerbsunfähigkeit.Solche Verträge sollte man abschliessen,solange man jung und gesund ist.»Der Generationenwechsel ist kein einmaligerAkt, sondern ein Prozess über Jahre.Wer früh plant, transparent kommuniziertund die rechtlichen wie finanziellen Fragenoffen angeht, sorgt für einen reibungsloserenÜbergang. Eine offene Kommunikationmit sämtlichen Beteiligten ist dabeidas A und O.Nici Peterdas schwarze brettInformationsanlass LandwirtschaftMittwoch 12. Nov. 19.30 UhrZimmerberghalle BeringenDie Veranstaltung wird auch perLivestream übertragenAnmeldung bis 5. November unterschaffhauserbauer.chHerbstdegustation-Bringolf WeinbauSamstag 22. Nov. 14 bis 20 UhrSonntag 23. Nov. 11 bis 17 UhrIn den Schützenstube Waatelen,Hallau. Es wird eine kleine Festwirtschaftgeführt mit Treberwurst alsSpezialität.Impressum Schaffhauser BauerOffizielles Organ des Schaffhauser Bauernverbandesund seiner FachsektionenErscheint jeden DienstagRedaktion: Nici Peter (npe)Schaffhauser Bauer,Lendenbergstrasse 19, 8226 SchleitheimTelefon: 079 208 89 34E-Mail: redaktion@schaffhauserbauer.chInternet: www.schaffhauserbauer.chAnzeigenannahme:Verlag Bock | Telefon: 052 632 30 30E-Mail: francesco.berenati@bockonline.chAnnahmeschluss: Jeweils Donnerstag, 9 Uhr
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