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Bock E-Paper KW45_21

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18 FoKus

18 FoKus Bock Themen-Vorschau Chancengleichheit fördern Ein Paradebeispiel für die erfolgreiche berufliche Integration von Menschen mit Behinderung ist Annalena Ege. Trotz der Einschränkung ihres Hörvermögens, steht die 21-Jährige kurz vor dem Abschluss ihrer dreijährigen Malerausbildung. Nun ist sie das Gesicht einer Aufklärungskampagne. Gesellschaft Ein Garten voller Zauber und Gemütlichkeit. Susanna Frei präsentiert in ihrer Ausstellung ihre Leidenschaft. Ein klares Statement von der Hauptprotagonistin im Kurzfilm: «Ich finde, ich bin ganz normal, weil ich genau gleich bin wie andere Menschen. Ich höre einfach schlechter». Bild: zVg. Auf Basis der Maturaarbeit von Elina Moretti (r.) entstand ein Filmprojekt mit Annalena Ege, welches in den nächsten Monaten auf verschiedenen Medienkanälen gestreut wird und zur Sensibilisierung für beeinträchtigte Menschen im Arbeitsmarkt dienen soll. Bild: Patrick Baljak LETZTE SCHAFFHAUSEN Patrick Baljak Zahlreiche Menschen mit Behinderungen werden bei der Suche nach einer Ausbildung oder Arbeitsstelle diskriminiert. Von rund 1,5 Millionen betroffenen Personen im erwerbsfähigen Alter sind lediglich etwa zwei Drittel auf dem Schweizer Arbeitsmarkt tätig. Im Gegensatz zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gibt es keinen spezifischen Diskriminierungsschutz von beeinträchtigten Personen gegenüber privaten Arbeitgebenden. Nicht so in Deutschland. Dort gilt seit 2001 eine Beschäftigungspflicht für Menschen mit Schwerbehinderung. «Ich wollte mich beweisen dürfen» Annalena Ege Lernende bei Moretti Maler AG Demnach gilt für private Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden die Vorgabe, mindestens fünf Prozent mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen, ansonsten ist eine monatliche Ausgleichsabgabe zu entrichten. Eine solche Quote könnte sich ebenso Sven Stückmann, Mitglied der Geschäftsleitung der altra Schaffhausen, für die Schweiz sehr gut vorstellen, um der Diskriminierung entgegenzuwirken. Mehr als nur eine Maturaarbeit Auch die 24-jährige ehemalige Kantischülerin Elina Moretti beschäftigte sich 2019 in ihrer Maturaarbeit «Integration von beeinträchtigten Menschen in den Arbeitsmarkt» mit dieser Thematik. Hierfür lieferte die hörbeeinträchtigte Annalena Ege, welche im Betrieb Moretti Maler ihre dreijährige Ausbildung zur Malerin mit EFZ absolviert, den Input. «Für mich war es wichtig, am wunderschönen Beispiel von Annalena zu zeigen, dass Menschen mit Behinderung ebenso ein Recht auf Chancengleichheit bei der Vergabe von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen haben». Gemäss Elina Moretti besteht aber nach wie vor sehr viel Aufklärungsbedarf, weshalb ihre Maturaarbeit erst der Anfang war. In Zusammenarbeit mit «Zebra», welche von der IVS und der altra gegründet wurde und sich für die Integration von Lernenden mit Lernund Leistungsdefiziten einsetzt, reichte sie vergangenes Jahr die Projektidee «Videoclip Annalena» bei Prix Vision, Förderpreis für die Schaffhauser Berufsbildung, ein und gewann sogleich den ersten Platz. Mit einem Teil des Preisgeldes wurde schliesslich ein Kurzfilm realisiert, in dem Annalena Ege zur Schlüsselfigur avancierte. Letzten Freitag wurde das rund dreiminütige Video einem breiten Publikum im Kinepolis vorgeführt und in einer anschliessenden Podiumsdiskussion thematisiert. Vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt Der grösste Teil der Menschen mit Behinderung ist im zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt, in sogenannten «geschützten Werkstätten», wie es beispielsweise die altra in Schaffhausen anbietet. Dort sind sie jedoch meistens unter sich und haben wenig Kontakt zu Menschen ohne Behinderung, was der Vorstellung einer inklusiven Gesellschaft sowie dem, was die UNO-Behindertenrechtskonvention fordert, widerspricht. Dem entgegenzuwirken versuchen unter anderem die Podiumsgäste Sandra Faccin, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Personaldienst bei Alpha Protect, sowie CEO der Brauerei Falken, Markus Höfler. Sie sind sich einig, dass Menschen mit Beeinträchtigung ihre Arbeit genauso effizient und gewissenhaft erledigen können wie Mit- arbeitende ohne Einschränkungen. Genauso sieht es Cornelia Fischer, Leiterin der neu geschaffenen Geschäftsstelle der Behindertenkonferenz in Schaffhausen. «Ausserdem ist es wichtig, die Bedingungen für Menschen mit Behinderung zu verbessern und die bestmögliche Inklusion zu gewährleisten». Die Dachorganisation vereint als starke Stimme 15 Selbsthilfeorganisationen im Behindertenbereich und dient als Triage für sämtliche Fragen rund um das Behindertenwesen. «Leider gibt es aber noch sehr viele Vorurteile», stellt Annalena Ege klar und führt weiter aus: «Nach etlichen Absagen, bei denen ich meine Hörbeeinträchtigung erwähnt hatte, strich ich die zusätzliche Information aus meiner Bewerbung und prompt wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Ich wollte mich beweisen dürfen und nicht aufgrund meiner Hörschwäche definiert werden». Annalena steht nun im letzten Lehrjahr ihrer Malerausbildung und Beat Moretti, Inhaber des gleichnamigen Betriebs und Ausbildner, ist froh, sie eingestellt zu haben. «Annalena ist eine Bereicherung für uns alle». In einer grossangelegten Aufklärungskampagne wird nun der Kurzfilm als Teaser im Kinepolis sowie in Bus- und Social-Media- Werbung promotet. Und vielleicht regt es das eine oder andere Unternehmen an, seine Personalpolitik zu überdenken, und aktiv Verantwortung für mehr Gleichberechtigung in der Bevölkerung zu übernehmen. Nur wenn Ängste, Unsicherheit sowie Unwissenheit abgebaut werden, können Menschen wie die angehende Malerin Annalena Ege in der Privatwirtschaft Fuss fassen. Bild: zVg. FIT UND GESUND DURCH DEN WINTER Aquafit • Vielseitiges, gesundheitsförderndes, gelenkschonendes Training im Wasser • Grosse Auswahl an Kursdaten und Zeiten • Spartipp: im Januar Jahresabonnement lösen Massagen • Lassen Sie Körper und Seele verwöhnen • Grosses Angebot an wohltuenden Massagen Angebote auch als Geschenkgutschein erhältlich unter shop.kss.ch Wellnesspark • Eine Wohlfühloase mit diversen Saunas, Dampfbad, Schwimmteich, einem schönem Aussenpark und Ruheräumen. Breitenaustr. 117 • Tel. +41 (0)52 633 02 22 • www.kss.ch

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