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Bock E-Paper Neustart 2024 KW5

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10 NEUSTART 2025 28.

10 NEUSTART 2025 28. Januar 2025Ob es das «Januarloch» als «dunkelste» Stunde des Jahres gibt, ist umstritten. Hingegen ist die Ansicht verbSaisonale depressive Symptome sind bekannt unNebel, Kälte und lange Nächte,gepaart etwa mit Einsamkeitoder Stress werden gerne als«Trigger» für saisonale psychischeProbleme angesehen. Dazuführte der «Bock» Interviewsund las sich querbeet durch.Sandro ZollerSchaffhausen. Lichterglanz, ausgelasseneStimmung, Glühweinstände,Nachtessen mit Freunden undFamilie, Weekendtrip ins wundervollgeschmückte Colmar. So oderähnlich kann die für viele schönsteZeit des Jahres aussehen – Adventund Weihnachten. Und dann einenTag auf den nächsten sind dieLichterketten aus, die Feste gehörender Vergangenheit an und ein neuesJahr voller Erwartungen und Hürdenbeginnt. Der eine oder andereführt Buche oder setzt sich unrealistischeZiele, um mit den teilweiserealitätsfremden Social-Media Profilenmitzuhalten. Das Bankkontoist womöglich auch noch in den rotenZahlen und im Büro flattert eineHiobsbotschaft ins Hause, die besagt,dass der halben Belegschaft gekündigtwird. Das Resultat ist Stress,Angst oder Selbstzweifel. Und obendraufscheint auch noch nur seltendie Sonne. Willkommen im berühmtberüchtigten «Januarloch».Alles nur ein sich hartnäckighaltender Mythos oder steckt docheine gewisse Wahrheit darin?Der vielleicht tristeste Tag des JahresDer britische Psychologe Cliff Arnall«erfand» 2005 den «Blue Monday».Dazu stellte er eine Formel auf, dieden traurigsten Tag des Jahres berechnensoll. Das Resultat ergab denjeweils dritten Montag im Januar.Also doch. Der Januar ist das dunkle,düstere Tal, bevor es hinauf RichtungFrühling geht. So einfach ist es danndoch nicht. Seine Arbeit wird auchals Pseudowissenschaft angesehen.Unter anderem auch, weil er den«Blue Monday» und dessen Formelerstmalig in einer Medienmitteilungeines Reiseunternehmens veröffentlichte.Also, alles nur Marketing?Jahreszeit kann Einfluss haben«Saisonale Akzentuierung, insbesonderedepressiver Symptome bei manchenPersonen, sind allgemein bekanntund derzeit medial recht populär, obgleichin Diagnosemanualen bishernicht als eigenständige klinische Bildergeführt», so der 57-jährige SchaffhauserPsychologe Hans Ph. Pletscher.In der psychologischen Praxis seiensolche saisonale, atypische melancholischeVerstimmungen sehr wohl einevertraute Tatsache.«Auch wenn eine Tendenz zur Verschärfungsaisonal mitbedingter Stimmungstiefsim Januar oft erwähnt wird,und unter anderem aus den von IhnenGrau in Grau. Wetter und die psychische Verfassung gehen teilweise Hand in Hand.skizierten Gründen auch plausibel erscheinen,lassen meine Erfahrungenin der Praxis keine auffallenden Unterschiedezwischen den Monaten Novemberbis Januar erkennen.»Saisonunabhängig würden gesellschaftlicheNormen, obgleich Siefür das Zusammenleben unverzichtbarsind, etwa im Selbstdarstellungs-Wettbewerbsozialer Netzwerke,zu permanentem Zugzwangund dadurch zu Selbstzweifeln undVerunsicherung, mit entsprechendnachteiligen Auswirkungen auf dieAffektlage, führen.Dass Menschen, die bereits psychischeProbleme hatten, leichter erneutgetriggert werden, lasse sich nichtpauschal mit Ja oder Nein beantworten,sagt Pletscher, der seit fast18 Jahren eine Praxis am Fronwagplatz,Schaffhausen, führt: «Jemandist nicht jetzt anfälliger, weil er bereitsProbleme hatte, sondern weil erallgemein dafür empfänglicher ist.»Von Depressionssymptomen sind gerade junge Frauen, zwischen 15 und 24 Jahren, am häufigsten betroffen. Grafiken: BFSZyklen der Natur ernst nehmenBei Ratschlägen verzichte er ganz bewusstauf die Gängigen und durchausauch Berechtigten. «Gerade saisonalakzentuierte Probleme sollten uns zurEinkehr aufrufen und bewusster werdenlassen, dass wir selber ein Teil derNatur sind und dessen Zyklen deshalbernst nehmen sollten.» Im Konkretenheisse dies etwa, dass im Herbstund Winter ein Herunterfahren undRuhen in Kargheit von Nöten seinkann, um wieder Kraft zu schöpfen.«Diese innerliche Brache wird durch

11reitet, dass die trübe Jahreszeit allgemein psychisch belastbar sein kann.d derzeit medial recht populärerzwungene Betriebsamkeit oderFlucht in den Süden umgangen», erklärtder psychologische Spezialist.Natürliche Präparate unterstützen«Aus meiner Sicht ist es kein Mythos,dass im Winter die depressiveVerstimmung etwas häufiger oderBild: Pixabayverstärkt vorkommt. Dabei trifft eswohl vermehrt Menschen, die bereitspsychisch instabil waren», findetKarin Jacober, Verantwortliche Apothekerin,Amavita Schaffhausen undfügt an: «Da diese bereits durch allfälligeBehandlungen eine Ansprechpersonhaben, und dadurch nicht zuuns kommen, merken wir im Winterkeinen grossen Anstieg der Nachfrage.»Die mit Abstand am häufigstenKrankheitsbilder im Januar seienGrippe- und Erkältungssymptomewie Fieber, Husten, Schnupfen, Halswehund Gliederschmerzen.Als Vorbeugung und Unterstützungim Allgemeinen biete die Apothekeder Kundschaft pflanzliche Präparateoder Vitaminpräparate an. «Wirempfehlen gerne Rosenwurz bei beginnendenBurnout-Symptomen.Man kann auch Lavendel, Johanniskrautoder ein gutes Multivitaminprodukt,mit guter Vitamin-B Dosierung,damit kombinieren.»Gesundheitsfördernde MassnahmenIm vergangenen Herbst fanden inSchaffhausen zum ersten Mal die«Aktionstage zur psychischen GesundheitJugendlicher und jungerErwachsener» der GesundheitsförderungSchaffhausen statt. Dazu zählteetwa die Veranstaltung «Spiegelbilder»mit Filmvorführung und Podiumsdiskussionim «Meetingpoint»Schaffhausen. In 19 Gemeinden inder Region stehen weiterhin die gelben«Wie geht᾽s dir?»-Bänkli, welchezu Gesprächen mit anderen Menscheneinladen. Sich zuzuhören, undüber das eigene Wohlbefinden zusprechen, spendet Kraft, Zuversichtund ein Gemeinschaftsgefühl.Mythenund Fakten• Jugendliche haben keinepsychischen Probleme: 10 bis20 Prozent der Kinder undJugendlichen leiden weltweitan psychischen Störungen.9 Prozent der 15 bis 24-Jährigennahmen 2022 in der Schweizeine Behandlung in Anspruch• Menschen, die an Depressionleiden, sehen immer traurigaus: Eine Depression ist nichtimmer sichtbar, denn sie hatviele Gesichter, wie Verlustvon Freude, Reizbarkeit oderStimmungsschwankungen.• Beratungen und Therapiensind teuer: Es gibt in derSchweiz kostenlose Angebote,wie die Jugendberatung. DieKrankenkasse kann für dieKostenübernahme angefragtwerden.• Mitarbeitende sind genuggenug geschützt: Jeder zweiteMitarbeitende zeigt einmal etwaAnzeichen von Stress oder Burnout.Und zwei von drei erhaltenbei psychischen Problemen nichtdie notwendige Unterstützung.Quellen: EDI, zhaw, ensaHans Ph. Pletscher, lic. phil. Psychologe, sieht in der Hypnose eine nützlicheMöglichkeit zur Bewältigung eines jahreszeitlich mitbedingten Tiefs. Bild: zVg.Gemäss dem Bundesamt für Statistik haben psychische Belastungen bei allenAltersgruppen über die Jahre zugenommen, am meisten bei jungen Frauen.

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