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Bock E-Paper Sommerbeilage 2024 KW28

12 BOCK AUF SOMMER 9.

12 BOCK AUF SOMMER 9. Juli 2024 13 Die süsseste Versuchung des Sommers Welcher Glacé-Typ bist du? Je grösser die Auswahl, desto schwieriger die Entscheidung? Nicht unbedingt. Bei der Wahl des Glacés sind manche so eigen, dass sie direkt wieder gehen, wenn ihre Lieblingssorte aus ist. Nicole und Lucrezia von der Gelateria El Bertin in Schaffhausen kennen sich aus. Sie erahnen oft schon beim Eintreten ihrer Kundschaft, wer was nimmt. Claudia Riedel Der Teenager Die Jungen stehen auf Frappé. Am liebsten mögen sie Joghurt, Mango, Schokolade oder Stracciatella. «Meist kommen sie in Gruppen», weiss Nicole. «Und wenn dann einer ein Frappé bestellt, wollen die anderen auch gleich eins.» Das sorge dann auch mal für Hektik im Laden, da man nur drei Becher zum Mixen habe. Der Tourist Touristen bestellen hauptsächlich drei Sorten: Pistazie, Schokolade und Joghurt. «Ich glaube, es sind die Sorten, die sie erkennen und am besten aussprechen können», sagt Nicole. «Ich biete ihnen dann immer gerne eine Übersetzung oder Beratung an.» Der Traditionelle Vanille Schoggi und Erdbeere werden häufig von älteren Personen bestellt. «Das ist die Klientel 80+», sagt Nicole vom El Bertin. «Vielleicht fühlen sie sich so in ihre Kindheit zurückversetzt, als es noch nicht so viele Sorten gab.» Rentner:innen würden auch regelmässig Amarena oder Malaga wählen. Über alle Altersgruppen hinweg sei Stracciatella eine beliebte Sorte bei beständigen Geniessern. «Wir haben einen Kunden, der jeden Abend seine Stracciatella- Kugel holt.» Nur wenn Stracciatella aus sei, würde er notgedrungen mal Schokolade nehmen. Es gibt aber auch Leute, die gleich wieder gehen, wenn es ihre Sorte nicht gibt. «Sogar wenn sie zuvor eine Viertelstunde in der Reihe standen.» Auch Mittagspäusler würden oft immer wieder zu den gleichen Sorten greifen. Bock auf Gelati Der Gesundheitsfan Die Linienbewussten nehmen ihr Glacé immer im Becher und wählen Fruchtsorten, Sorbets oder die Sorte Joghurt. Was sie oft nicht wissen: Ausgerechnet Joghurt hat den höchsten Zuckergehalt. «Die Sorte hat zwar wenig Fett, aber deshalb noch lange nicht weniger Kalorien», sagt Lucrezia. So richtig Verständnis hat die El-Bertin-Crew für diese Gruppe nicht. «Wenn man sich schon ein Dessert gönnt, soll man doch nehmen, worauf man Lust hat», sagt Nicole. «Ein schlechtes Gewissen soll man nach dem Glacé-Schlecken sicher nicht haben.» Der Süsse «Deutsche gehören klar zu den Süssen», sagt Nicole und lacht. Sie bestellen gleich eine grosse Portion Spaghetti-Eis oder auch mal drei Kugeln mit Rahm und einem Topping und alles am liebsten in der Waffel. Das Beste an ihnen: Sie wissen, wie man ein Glacé richtig bestellt. Und das geht laut den Expertinnen so: Nach dem «Hallo» sagt man wie viele Kugeln man möchte und ob im Becher oder im Cornet. Dann ob mit oder ohne Topping und erst zum Schluss, welche Sorte es sein soll. «Wenn jeder in dieser Reihenfolge bestellen würde, gings schneller und würde uns einige Nachfragen ersparen», so Lucrezia. Der Unentschlossene Es kommt immer wieder vor, dass Kunden vor dem Tresen stehen und hin und her überlegen. «Wir lassen sie dann auch gerne probieren», sagt Lucrezia. Aber nach drei Löffeln ist Schluss. «Wenn jemand dann immer noch nicht weiss, was er möchte, schlage ich vor, eine gemischte Kugel zu nehmen», sagt Nicole. Viele wüssten gar nicht, dass man das darf. Dabei kämen dann aber auch mal fragwürdige Kombinationen heraus. «Die mischen dann Sorten wie Sauerrahm-Limette und Espresso», sagt Lucrezia. «Das sind totale Gegensätze.» Und wenn sie das Ganze im Becher bestellen, können die Profis kaum mehr hinschauen. «Da mischt sich die furchtbare Kombination ja noch mehr durch.» Expertinnen-Tipp für ein einfaches Glacé daheim Früchte in Stücken einfrieren. Besonders geeignet sind Bananen oder Mangos. Die gefrorenen Fruchtstücke in eine Schale geben und mit Milch nach Wahl aufgiessen oder griechischen Joghurt dazugeben. Dann mit dem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten und sofort geniessen. Der Experimentelle Becher oder Waffel? Die wohl meistgestellte Frage der Glacé-Verkäuferinnen. Tzatziki, Mohn, Lakritze oder Marzipan gehören definitiv zu den spezielleren Sorten. «Tatsächlich habe ich sie noch nicht oft verkauft», sagt Nicole. Anders sieht es bei Matchatella oder Avocado-Gurke aus. Diese Sorten werden gerne von jüngeren weiblichen Personen bestellt. «Das sind die Trendy-Mamis, die auch gerne mal ihre Komfortzone verlassen», so Nicole. Auch Kinder um die 10 Jahre würden gerne etwas ausprobieren. «Manchmal werden sie dann von ihren Eltern gestoppt, weil die befürchten, dass ihnen das Eis dann nicht schmeckt», sagt Lucrezia. Respekt hat die Glacé-Crew vor den mutigen Experimentellen. «Die nehmen dann direkt eine ganze Kugel und profitieren nicht mal vom gratis Probierlöffel.» So bestellt man ein Glacé richtig: Nach dem «Hallo» sagt man wie viele Kugeln man möchte und ob im Becher oder im Cornet. Dann ob mit oder ohne Topping und erst zum Schluss, welche Sorte es sein soll. Bilder: Claudia Riedel

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