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Bock E-Paper Sommerbeilage 2024 KW28

20 BOCK AUF SOMMER 9.

20 BOCK AUF SOMMER 9. Juli 2024 Adventure Park Rheinfall «Mein Lieblingsprogramm besteht aus dem abwechslungsreichen Parcours Nummer 9 ‹Swing›, dann zur Erholung die Nummer 6 ‹Panorama› und als Abschluss Nummer 13 ‹Hell- Trip›», zählt Tim Obrist, Co-Geschäftsführer des Adventure Park Rheinfall, auf. Die im April 2010 eröffnete Kletteranlage haben sie über die Jahre ausgebaut. So sind manche Parcours und Sprünge erst mit der Zeit «dazugestossen». «Die letzten fünf Jahre beschäftigte uns zu einem grossen Teil der Ausfall der Baumart Esche. Das zwang uns dazu, einige Parcours umzubauen», so Tim Obrist, verantwortlich für den Tagesbetrieb, die Administration und Buchhaltung. Da sie weiterhin auf echte Bäume als Tragwerk setzen würden, müsse laufend etwas angepasst werden. «Dafür können auch Stammgäste ziemlich sicher jedes Jahr etwas Neues entdecken.» Im von Mitte März bis Ende Oktober geöffneten Park kommen bereits vierbis siebenjährige Kletterbegeisterte zum Zug, sagt Tim Obrist: «Die kleinen Gäste können unseren Kidsparcours absolvieren. Ab acht Jahren geht es bereits hoch hinaus auf unsere grossen Parcours.» Die Schwierigkeitsstufen seien ähnlich wie bei den Skipisten: grün, blau, rot und schwarz. «Ein reibungsloser Ablauf des Tagesbetriebs wird durch klar definierte Arbeitsabläufe gewährleistet», hält Ueli Vetsch, Co-Geschäftsführer, Tagesverantwortlicher und zuständig für den Bau und Unterhalt der Anlage, fest. Nach dem Einchecken an der Kasse geht es zum Anziehen der Klettergurte durch den Staff, dann gibt es mündliche sowie audiovisuelle Instruktionen und zu guter Letzt steht das Absolvieren eines kleinen Parcours unter Aufsicht an. Der Weg hinauf zur zentralen Plattform könne bereits als Warm-up angesehen werden. «Unser Staff berät die Kunden zu den verschiedenen Parcours und versucht mit einer gleichmässigen Verteilung Wartezeiten zu verringern.» Bei einem hohen Kundenaufkommen sei dies eine grosse Herausforderung. In den Wintermonaten, wenn Unterhaltsarbeiten anstehen würden, sehe man die Folgen des Klimawandels und Eschentriebsterbens. «Mein Lieblingsparcours? Am allerschönsten finde ich den langen und Die Zipline bietet eine fantastische Sicht auf den Rheinfall. Bild: zVg. abwechslungsreichen ‹Marathon›. Natürlich liebe ich auch unsere beiden Seilbahnparcours ‹Panorama› und ‹Panorama Express›», sagt Ueli Vetsch begeistert. Die schweren «Wege» sollen die Besuchenden erst in Angriff nehmen, wenn sie sich mit den Gegebenheiten und dem Bedienen der Karabiner gut auskennen. «Es ist zudem die Kunst des Staff, durch Beobachtungen die Leute so gut wie möglich einzuschätzen», erklärt Instrukteur und Tagesverantwortlicher Guillaume Duval. Auch ein Gespräch vor und nach der Absolvierung eines Parcours diene einer kompetenten Beratung. Für die schwarze Kletterpartie benötige es eine ordentliche Portion an Kraft sowie Mut, ins Leere zu springen, und Willen, um etwa 15 Meter in die Höhe zu klettern. Er selbst findet den «Big Swing» zum Springen besonders spannend, da die Erdanziehungskraft erlebbar ist. Ökologisch unterwegs. 98 % der 65 % der Zustelltouren absolvieren wir zu Fuss oder mit einem Elektrofahrzeug. Zeitungsprodukte werden mit einem Elektro-Roller zugestellt. Vordergasse 58 – Ebnatring 29 b I 8200 Schaffhausen +41 52 624 11 10 I sekretariat@schazo.ch I www.schazo.ch

9. Juli 2024 BOCK AUF SOMMER 21 Der Bikini feiert in diesen Tagen seinen 78. Geburtstag. Doch die Geschichte geht viel weiter zurück. Ein Hauch Etwas aus Stoff Der Zweiteiler ist seit rund 50 Jahren nicht mehr wegzudenken. Doch in unserer kleinen Zeitreise durch die Geschichte hatten Frauen lange auch mit Diskriminierungen zu kämpfen. Eine Hommage an den Bikini. Ronny Bien Wie ein Stück Stoff die Geschichte bewegte: Der Bikini ist in seiner jetzigen Form nicht mehr wegzudenken und hat sich in der Gesellschaft weitaus etabliert. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt auf, dass diese als selbstverständlich gelebte Freizügigkeit vor noch nicht allzu langer Zeit unvorstellbar war. Doch der Ursprung liegt noch weiter zurück. Bikinis gibt es mittlerweile in allen Formen und Farben. Dank Filmikonen gewann das zweiteilige Badekleid vor allem während der 1950er- und 60er-Jahre gewaltig an Popularität. Bild: pexels.com Vorbote aus der Altsteinzeit Die Venus von Willendorf erlangte im Jahr 1908 grosse Berühmtheit. Das war nicht etwa eine bekannte Diva, als «Venus» bezeichnet man jungpaläolithische Figurinen, die seit den ersten Entdeckungen um 1820 von archäologischen Fachpersonen ausgegraben werden. Solche Frauenstatuetten stammen hauptsächlich aus dem Gravettien, der bedeutendsten archäologischen Kultur der jüngeren Altsteinzeit. Im niederösterreichischen Willendorf entdeckte am 7. August 1908 ein Arbeiter die Venusfigurine während der Erstellung der Donauuferbahn. Durch eine Radiokarbondatierung wurde das Alter der Venus von Willendorf festgelegt: Stolze 29 500 Jahre alt ist die elf Zentimeter grosse Oolith-Figurine. Im europäischen Gürtel zwischen dem heutigen Spanien und der Ukraine wurden viele weitere Statuetten entdeckt. Bei der Venus von Willendorf wurde dabei vermutet, dass ihre «minimalistische Kleidung» quasi ein Vorbote eines Bikinis sei. Der Sittlichkeit wegen ertrinken Szenenwechsel. Wir befinden uns mitten im römischen Reich auf Sizilien. Neben der Stadt Piazza Armerina steht die im 4. Jahrhundert erbaute Villa Ro- mana del Casale, welche 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Darin befindet sich unter vielen Mosaiken eines, welches zehn Mädchen abbildet, die in bikini-ähnlicher Kleidung Sport betreiben. Inwiefern diese auch in der Öffentlichkeit zur Geltung kamen, ist nicht überliefert, dafür die Tatsache, dass zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert öffentliche Badehäuser existierten. Nicht immer waren die in weissen Hemden Badenden nach Geschlechtern getrennt, doch weil diese Orte zu sozialen Hotspots wurden, kam es nicht selten zu lüsternen Gruppenaktivitäten, darunter auch aktiv betriebener Prostitution. Gerade die moralischen Themen waren zuerst der katholischen, danach auch der protestantischen Kirche ein Dorn im Auge. Bestärkt durch die Pest und Syphilis verschwanden die Badehäuser, ganz im Sinne der Kirchen. In England kam das öffentliche Baden im 18. Jahrhundert wieder in Mode, doch für Frauen nicht gerade vergnüglich, mussten sie sich mit einer Haube, einer Flanellbluse, Korsett, Hose, Strümpfen und Schuhen bedecken. Der Sittlichkeit wegen, um ja keine Haut zu zeigen, zu ertrinken, was genug oft geschah, während Männer nackt baden durften. Doch die Modezaren tüftelten im Laufe der Jahre an den Badebekleidungen. 1907 wurden Einteiler legalisiert und in den liberalen 1920er-Jahren waren die Schwimmkleider von denen der Männer fast nicht mehr zu unterscheiden. Modisches Erdbeben Der Schlüsselmoment ist datiert auf den 5. Juli 1946, als Louis Réard bei einem Badekostümwettbewerb in Paris einen äusserst knappen Zweiteiler und einen freien Bauchnabel präsentierte. Er nannte sein «Kunstwerk» Bikini, in Anlehnung an die Atombombentests im Bikini-Atoll, die zu dieser Zeit ein grosses Thema waren. Die Reaktionen lösten ein moralisches und modisches Erdbeben aus, ein Skandal sondergleichen. Es benötigte allerdings gut 20 Jahre und die kräftige Mithilfe von bekannten Ikonen, wie Brigitte Bardot oder Marilyn Monroe. Als weiterer Durchbruch gilt der James Bond-Film «007 jagt Dr. No» aus dem Jahr 1962, in dem Schauspielerin Ursula Andress im Bikini auftritt. Auch ein Versuch, in dieser florierenden Begeisterungswelle den Monokini – sprich nur das Badehöschen – mit zu etablieren, scheiterte vorerst kläglich. Mit der Flower-Power-Bewegung ging auch die Revolution des Badekleids weiter. Angetrieben durch die sexuelle Revolution war zu Beginn der 70er der «Zahnseidenbikini» der neuste Schrei. Genau, wer kennt ihn nicht, den Tanga aus Rio de Janeiro. Auch der Monokini wurde inzwischen akzeptiert. Seither hat sich das Badekleid je nach Zeitalter und Mode entsprechend entwickelt. Wurden die Bikinis in den 80er-Jahren sportlicher und schnittiger, entwickelte sich die Mode in den 90ern umso kreativer und mit knapperen «Ergebnissen». Mit dem gesellschaftlichen Zugang zum Internet und den vielen Plattformen der sozialen Medien hat sich dieses Stück Stoff in der Gesellschaft weitgehend eingebrannt. Nichts ist unmöglich Mittlerweile hat die Modeindustrie vor allem bei der Nachhaltigkeit weitere Entwicklungen vorgenommen. So werden einerseits recycelte, umweltfreundliche Materialien verwendet, aber auch für alle Körpergrössen und -formen Angebote zur Verfügung gestellt. Sogar Männerbikinis verbreiten sich immer mehr. Kaum vorzustellen, wie die Revolution bei Männertangas aussehen könnte. Denn wie sich zeigt: Auch in der Bademode ist nichts unmöglich, wenn man sich nur schon die Borat-Badehose in Erinnerung ruft.

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